Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Von Alfred Stelzner. : 217

Biß nüchterner Silangen für am ſ{<limmſten und auh für nüchterne Perſonen am gefährlichſten. Schon Celſus rieth, weil ihm bekannt wax, daß die thieriſchen Gifte im Magen nur wenig oder gar nicht ſ{<ädli< ſind, ‘alle Biß= wunden fräftig auszuſaugen, wobei er natürli<h einen wundenfreien Mund vorauéſeßte. Cin Zeitgenoſſe Aeli= an's, der berühmte und bis ins Mittelalter maßge= bende Arzt aus Pergamon, Claudius Galenus (131 bis 200 n. Chr.), behauptet ſogar zu wiederholten Malen die merftwürdige Beobachtung gemacht zu haben, daß von dem Speichel eines nüchternen Menſchen Skorpione getödtet wurden.

Bis zur Zeit der neueren Zoologie befaßten ſich ſeit= dem zahlloſe Aerzte und Gelehrte in Monographien und Werken aller Art mit Unterſuchungen über die Natur des Slangen- und Menſchengiftes; keiner derſelben aber kam auf die Jdee, die fonderbaren Ueberlieferungen der alten Griechen und Römer durch eigene Verſuche zu kontroliren und zu prüfen. Die Meiſten ſuc<hlen ſi< die tödtliche Wirkung des menſchlichen Speichels auf die Skorpione und Schlangen fogar nicht anders zu erklären, als durch die tiefgreifende, ſeit Adam's Zeiten nun einmal herrſchende Antipathie zwiſchen dem Menſchen und dem Viperngezücht, in wel<? lebterem ſie nur den verfappten Widerſacher, eine Verkörperung des böſen Prinzips, erblicen zu ſollen vermeinten; und wie unzuverläſſig und untviſſenſchaftlich Verſuche — wenn ſie einmal ausnahmsweiſe angeſtellt wurden — ſelbſt no< im 18. Jahrhundert ausfielen, da= von weiß Voltaire ein hierher gehöriges Beiſpiel gu erz