Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 31
Burkard Kellex dachte an ſeine Andacht geſlern Abend und an das Geräuſch, welches er gehört.
„Jhr elender Lauſcher!“ ſchrie er auf.
„Jſt es denn wahr?“ rief die Markgräfin entſebt.
Das brachte ihn wieder zu ſi<h. Sie wollten ihn ja nur reizen zu einer Gewaltthat. Z
„Frau Markgräfin Gnaden, vergebt meine Hiße. Es geht über Menſchenkraft, ſich immer und immer angefeindet zu ſehen,“ entſchuldigte er ſi.
Die Markgräfin verwies Torbelli mit ſtrengem Ton ſeine Reden. „Denn i< fenne den Ritler und es gelingt Niemandem, ihn bei mir anzuſ<hwärzen ,“ fuhr ſie fort. „Jhr aber, Keller, gebt jezt Frieden, folgt der Einſicht Graf Antonio's und verzichlet darauf, daß man das Mar=morbild weihe.“
„Ex braucht's ja niht zu thun! Das Bild laſſe i< nun einmal niht, denn es iſt wie von Gott geſandt, mix in der höchſten Seelennoth zu helfen.“
„Hört Jhr's, Durchlaucht! Das iſt Sakrileg, das iſt ſhändlicher Frevel!“ reizte der Ftaliener.
Die Markgräfin xang in großer Unruhe die Hände. Sie hatte Keller viel nachgeſehen, meinte ſie jeht, viel zu viel. Sie zürnte ihm nun wegen ſeiner Heftigkeit und ſeines unbeugſamen Trobes und entließ die Streitenden in tiefer Verſtimmung.
Burkard Keller, fürchtend, daß Torbelli ihm einen ſ{limmen Streich ſpielen möchte, indem ex die Marmorheilige zerſtöre, eilte ſofort nah der Kapelle hinab.
Noch war nichts geſchehen ; ſtill, weiß und hehr ſtand