Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 33

vorgebrachten Bericht; als ex geendet, bat derſelbe nur mit ſichtbarer Gedrücktheit: „Nun höre mich und gedenke, daß wir vergeben follen, wie wir Vergebung hoffen.“

Was wax denn das? Was bedeutete dieſer Ton an dem friſchen, frohherzigen Hubert ?

„Du weißt, Burkard,“ begann dieſer, da ſie Arm in Arm auf dem Plate hin und hex gingen, „Du weißt, wie lieb und freundlich dex Vogt und ſeine Frau mit mix gez weſen ſind, und wie ih nun ſchon Monate lang bei ihnen hauſe, einen Lag wie den anderen in Freude und guten Muthes verlebend.“

„Ja, ih weiß. Und nun? Habt- Jhr Euch entzweit?“ ſagte Buxkard, den Bruder ſcharf anſehend, denn der er= ſchien ihm heute ſonderbar verändert.

„Nein, nichts als Liebe haben ſie mix gethan, und Du au, Alle! Und ih — ih habe ſ{<le<t gehandelt gegen Dich und ſie —* :

„Gegen mi<, Bruder? Gegen die Tietenaus? Sei doch fein Thor! Du, mein lieber, treuer Hubert ſ{le<t gegen mich?“

„Ja, Burkard, und es muß heraus, das Bekenntniß. Tödte mich, wenn Du willſt, aber glaube mix auf mein Ritterwort, wix haben es Beide uicht gewußt. Erſt heute die Jſa —!“ Es entſtand eine Pauſe, die Brüder ſtanden Auge in Auge.

„Du liebſt ſie! Jhr habt Euch lieb!“ rief plößlich Burkard Keller, vox dem es wie ein Bliß niederfuhr; eine Sekunde genügte, und er wußte Alles, ex hatte Alles fommen ſehen, ohne darüber zu denfen, denn ex wax mit

Bibliothek Jahrg. 1886. Bd. XIIT. 3