Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

62 Dex Teuſfelsmedikus.

was ſie ſo lange, lange Jahre von einem ſolchen Wieder= ſehen geträumt und gehofft?

„Urſula, der Vater bleibt eine Woche auf der Burg !“ flüſterte tröſtend Burkard ihr zu.

Sie ſah ihn mit einem unbeſchreibli<hen Ausdru> an. -„Jhr ſeid gut, Herr Burkard, immer gut und freundlich, Gott ſegne Euch!“ ſagte ſie leiſe.

Und dann ſaß ſie wieder allein bei dem kranken, ſtumpf vor ſi hin ſtarrenden Fürſten, und was ſie erſehnt und erfleht, vor ihrem Tode noch zu erleben, das war getontmen, war vorüber gerauſcht, und nun ſollte ſie ſo wieder weiter leben — Tag für Tag — einer dem andern gleich? Aber warum nicht? Hatte ſie nicht Glü> genug im Leben gehabt? Und war nicht das höchſte Glü>, daß ſie ihn noch einmal wieder geſehen? Ach, wie ſie ihn no< únmer liebte! Wie ex no< immer für ſie jung, ſ{hön und herrlich wax. Durfte ſie ſih arm nennen? Sie war ja glü>li< ſehr glü>li<h. Und Thränen heiliger Freude tropfien auf des alten Mädchens gefaltete Hände.

Burkard Keller bebte vor Ungeduld.

Ex hatte Kordula nah der Kapelle beſtellt ; es dunkelte ſchon, ſie wartete ſeiner in Angſt und Furcht, und în ſeinem Herzen loderte die helle Freude über die guten Nachrichten, die ex für ſie hatte. Jede Minute des Zögerns ſchien ihm ein Raub an ihr.

Hubert war gekommen. Der Vater und die Söhne hatten einander viel zu ſagen, aber Burkard war infolge ſeiner geheimen Unruhe ſtumm und zerſtreut geblieben,