Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 81

ihr von ihrer Liebe und Jugend geredet. Und dann holte ſie aus ihrer Truhe ein kleines Käſtchen, welches allein ſie Burkard nicht gezeigt. Jeht nahm ſie es hervor und breitete ſtolz und glüli< vor. dem weißbärtigen Manne alle die fleinen Geſchenfe aus, welche er ihr damals gegeben; jene Halsfette hatte er ihr von Straßburg mit= gebracht, die Gürtelſpange aus Heidelberg, das Band mit den goldenen Blumen aus Köln, und vor ihm wurde ſo auch die alte Zeit wieder lebendig und tauſend Dinge fielen ihm ein, an die er nie mehr gedacht.

Das war der armen geplagten Urſula jebt die ſchönſte Erholung! Und keine Ermattung, feine Ungeduld kaut ihr, wenn ſie in den langen Nächten bei dem Herrn Chriſtoph daran dachte, wie gern Ritter Ulrich ſich an jene Jugendtage hatte erinnern laſſen.

So gingen die ſ<hweren Wochen hin und die herrliche Sommerzeit; der Schwarzwald ſandte ſeine köſtlichen Düfte na den offenen Fenſtern der Burg herauf. Dex Herbſt fam und die Luft wurde friſcher, belebender, die Blätter beganncn ſi<h zu färben, und die Männer zogen ſchon ivieder frohen Muthes. zur Jagd hinaus.

Da that ſi< an einem lichten Septembertage das Burgpförtchen neben dem Thore auf, und ein todtenbleicher Mann trat, geſtüßt von Kordula v. Jugenheim, daraus hervor und grüßte mit glüclichem Lächeln hinunter in das herrliche Thal, welches hier in ſeiner ganzen Lieblichfeit vor ihm ſi<h ausbreitete, mitten darin die Stadt mit ihren Kirchen und weißen Häuſern.

Bibliothek. Jahrg. 1886. Bd. XII. 6