Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

Novelle von Schmidt-Weißenfels. 87

feinen Gütern bei Niſchnei = Nowgorod zurü>gezogen ſebte, um offen mit ſeiner Werbung hervorzutreten. Aber nicht die Nachgiebigkeit des alten Bojaren Sorin gegen den glühendſten Wunſch ſeines Sohnes, ſondern erſt der Tod deſſelben ertheilte Sergei die Freiheit und das Recht, nun= mehr offen um Alexa zu werben.

Innerhalb der kaiſerlichen Familie, inſoweit ſie ihren Mittelpunkt in der Mutter fand, wurden dem Paare freudig und mit aufrichtiger Theilnahme die Glü>wünſche dar gebracht und nicht im Geringſten bezweifelt, daß auch dev Zar dieſe Vermählung gern ſehen werde, die ja in jeder Hinſicht als ein Glü> für die tatariſche Pflegetochter zu betrahten war.

Sergei begab ſich daher zum Kaiſer, um deſſen Gez nehmigung zur Hochzeit zu. erbitten. Klopfenden Herzens vor Furcht, daß der in ſeinen Launen mehr und mehr unberechenbar gewordene Despot ſeine Bitte doh ungnädig aufnehmen könnte, betrat er diesmal das Skt. Michael3= palais, das ſi der Kaiſer in prächtigſter Ausſtattung und mit einer neuen Kirhe verbunden in faum vier Jahren hatte erbauen laſſen, und das er mit ſeiner Familie ſeit einigen Wochen bezogen hatte.

Der junge Mann ahnte nicht, daß ſi<h der Monarch bereits mit ſeiner Angelegenheit beſchäftigte, und zwar im Geſpräch mit dem Grafen Kutaiſſow, ſeinem ehemaligen Barbier, den er zum Grafen, zum Oberſtallmeiſter und zu ſeinem Vertrauteſten in allen Hausangelegenheiten ge? macht hatte.

Die Spione, welche Kutaiſſow und der Kaiſer ſelber