Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Roman von Georg Hartwig. 13

Mädchen ſtieg von Tag zu Tag. Eingedenk der Mahnung ſeiner Tante Käthe enthielt er ſih gegen Jrma ſtandhaft jeglichen Vergleichs, was dieſe für Gleichgiltigkeit gegen ihre Perſon und Sympathie für Margarethe nehmen mußte und mit lächelnder Geringſchäßung erwiederte. Jhre Liebe zu dem Gatten war jeht ſchon thatſächlih erloſchen , und wäre Meiſchi> nicht ein Prinzipienreiter und Theorieheld, allerdings vom edelſten Schlage, geweſen, ſo hätte ex hun= dertmal Gelegenheit gehabt, dies zu empfinden, denn Srma heuchelte nie. Sie wies die nüchterne Pflichterfüllung des Chebegriffes mit Abſcheu von ſich, als gegen ihre idealen Anſchauungen verſtoßend, ſie würde niemals thx Hexz um Kröſus? Schäße oder einen hohen geſellſchaftlihen Rang verkauft haben. Jn eine eiſige, unzugängliche Atmoſphäre gehüllt lebte ſie an der Seite ihres Gatten. Feglichen Verſuch Meiſchi>'s, ſie zärtlicher und weicher zu ſtimmen, vies ſie mit ſpöttiſhem Hinweis auf irgend eine der Vor= angegangenen zahlreihen Differenzen zurü>. Gretchen'3 Erſcheinen, ſo oft ihr daſfelbe au< unerwünſcht war, gab Jrma jedeêmal Gelegenheit, ſi<h Vorwürfen oder Auseinanderſezungen zu entziehen.

Mit ſtaunender Verwunderung zuerſt, ſodann mit Un= willen und Schmerz verfolgte Margarethe das eigenthüm= liche Betragen der jungen Frau. Sie beſaß keine Vor= fenntniß des gegenſeitigen Verhältniſſes, wußte nicht, was Jrma ihrem Gatten einſt geweſen und ewig hatte ſein wollen, darum fand ſie keinen Milderungsgrund für die immex offener zu Tage tretende Widerſpenſtigkeit und Liebloſigkeit derſelben. Es empörte ſie im Stillen, Meiſchi>k