Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
Von Gottfried Pfeuffer. 22
hunderts erfand, und tie es in unſeren Tagen der Arzt und der gute Geſ<hma> mehr und mehr beſeitigt.
In der BVlüthezeit des Mittelalters hielt man mehr als in ſpäteren Jahrhunderten auf Zierlichkeit und Pracht der Schlaf= und Nuhebetten. Die Betten ſind als das beſte und ſehen8wertheſte Hausgeräth geſchäßt, kein anderes iſt von den Dichtern mit ſolcher Vorliebe beſchrieben, und es mag daher auh eines dex älteſten Sprichwörtex ſein, welches mit den Worten „gut gebettet ſein“ die Annehmlichkeiten des Daſeins charakteriſirt. Fn den ſpäteren Jahr= hunderten finden ſi vollſtändige Beſchreibungen der Betten niht mehr; das frühere Mittelalter hatte eben ein Pracht= geräth darin geſehen und es niht blos in Kammern ver= ſtet, ſondern Wohnſtuben und ſelbſt Säle damit aus= geſtattet. Erſt bei Hans Sachs finden wix wieder eine umſtändliche Beſchreibung oder vielmehr Aufzählung dex einzelnen Bettſtü>ke, welche nun mit ihrem Geſtelle immer in der Kammer ſtehen; doh iſt es jeßt niht die Pracht und Nettigkeit des Bettes, welche unſeren ſelbſt „Lichtpuß= ſcheeren“ beſingenden Meiſterſänger zum Verſemachen ver= lo>en, ſondern er beſchreibt das Bett eben nur deßwegen, weil er den Einfall hat, ſämmtliches Hausgeräth in Verſe zu bringen.
Aus dieſen Verſen ſcheint hervorzugehen, daß man auh noch im 16. Jahrhundert ein kleines Niederbett oder Ruhe= bett neben dem Schlafbette hatte: ein ſolches Spannbett, Nuhebett oder Faulbett fland jedoch, wie uns Hans Sachs erzählt, auh în den Stuben, und konnte eben ſo wohl zum Sißen, als zur nächtlichen Ruhe gebraucht werden. Auch