Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

Mannigfaltiges. 255

Seemuſcheln und bearbeitet no< mancherlei andere Jnſtrumente. Nachdem ſich der Wangna in ein Nebenzimmer begeben, um königlichen Shmu> anzulegen, erſcheint ex wiedex, um von dem Dberfönige Schwert und Scepter entgegen zu nehmen. Daun verliest ein hoher Beamter den Belehnungsbrief und verkündet den Namen, welchen der Wangna führen werde. Damit iſ die Hauptfeierlichkeit beendigt und Alle begeben ſi in die große Halle, wo inzwiſchen ein Feſtmahl bereitet iſt. N. Eín abſchre>eudes Beiſpiel, — Dex Dichter Rochliß wax in ſeiner Jugend Zögling der Thomasſchule in Leipzig, welche damals unter der Leitung des Rektors Fiſcher, des befannten Herausgebers des „Anakreon“, ſtand. Die poetiſche Neigung des jungen Mannes that ſich ſchon früh kund, abex in einer verpönten Richtung; ſtatt griechiſcher oder lateiniſcher Hexameter und Pentameter verfaßte ex deutſche. Der Rektor, welchem dies zu Dhren kam und der Nochliß als einen fleißigen und talent-

vollen Schüler ſchäßte, ließ ihn rufen und vedete ihn folgender-

maßen an: „Mein lieber Rohlib, Er iſ auf dem beſten Wege, die ſ<höônen, Jhm vom Himmel verliehenen Gaben in unverzeihlicher Weiſe zu mißbrauchen. Er ahnt jedenfalls niht, wohin ein ſolches Treiben führt. Jh will Jhm ein abſhre>endes Beiz ſpiel aus meiner Jugend erzählen: Da machte ih auf der Univerſität die Bekanntſchaft eines jungen Menſchen von ſchönen Anlagen und Kenntniſſen. Lateiniſch und Griechiſh verſtand er aus dem Fundamente, und wix laſen die alten Klaſſiker häufig zuſammen. Welche Zukunft blühte ihm! Aber da gerieth ex in die Geſellſchaft von Zeitungsſchreibern und Komödianten. Die Klaſſiker blieben unbeachtet liegen, ex lief dafür in's Theater. Und am Ende wurde ex ſelbſt nihts Beſſeres als ein Komödienſchreiber. So geht's, wenn man ſih wegwirft. Jh kann Fhm den Namen nennen, lieber Rochliß, damit Ex nicht etwa meint, daß ih flunkere. Der Mann war ein gewiſſer — Leſſing.“ -L. M.