Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
28 Der Talisman des Weibes,
8.
Eine würdige Matxone, die Frau des Gutsinſpektors, befreite Jrma von ihren Umhüllungen, bevor Freiberg ſie den teppichbelegten Gang hinabführte in den Zanzſaal. Eine warme, von Wohlgeriücheu durchduftete Atmoſphäre wehte ihnen daraus entgegen.
Der Roſenſtrauß in Jrma?’s Hand zitterte ſeiſe. Frei= berg beugte ſich darüber, pflüdkte zwei dunkle Blüthen heraus und bat ſie, dieſelben zu ſeinem Andenken in den blonden Loden zu tragen. Lächelnd willfahrte ſie ſeinem Wunſche, aber vox dem Spiegel ſtehend fuhr ſie plöblich mit ſeiſem Schrei zurück.
Jm Nu wax ex an Jrma!s Seite. „Was iſ ge= ſchehen? J<h bitte, ſagen Sie mir, was Sie erſchre>te?“
„Nichts!“ flüſterte ſie, noch von ihrem Gewiſſen durchſchauert. „Meine eigene Einbildung! J< jah, oder ih glaubte das Antliß meines Gatten hinter mir zu exrblien, Eine alberne Sinnestäuſhung — das Reſultat unaufhör= licher Kränfungen! Geben Sie Acht, meine Freude iſt für heute dahin!“
„Zittern Sie vor einem herzloſen Tyrannen?“ fragte er, leidenſchaftlich an ihrem ſ{öuen Anblick hängend. „Vor einem Manne, welchen Sie ſo reich, ſo überſchwänglich veih beglücten, den Sie wie einen Auserwählten mit Jhrem Beſiß begnadeten, zittern Sie? Bittern Götter, ivenn ſie ein unverdientes Himmel2geſchenk zurücknehmen? Nein, ſie ſu<hen Würdigere und hinterlaſſen Verzweiflung!“
„Hdren Sie auf, hören Sie auf, Sie wiſſen nicht, was dieſer Mann mir einſt geweſen!“ hauchte Jrma mit flam=