Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

Roman von Georg Hartwig. 43

entgegnete er kalt. „Bereile Dich vor. Wir reiſen pünkt= li, damit ih zur Erledigung einer anderen Angelegenheit rechtzeitig zurüd bin 1“

Mit gewohnter Sicherheit und Ruhe raffte ex Mantel und Hut vom Divan auf und verließ, ohne die Zurück= geſunkene eines weiteren Blickes zu würdigen , den Salon.

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Eine Viertelſtunde verrann. Die junge Frau regte ſih niht aus ihrer Erſtarrung. Beide Hände vor das Autliß gepreßt, lag ſie im Seſſel, ihr Haupt tief in dem weichen Polſter verborgen. Nichts ſtörte die Stille der Nacht rings= umher, als das monotone Ti>en der Wanduhr und hin und wieder das leiſe Kniſtern der Wachskerzen. Jrma war bis zur Ohnmacht betäubt von dem Vorangegangenen, bis zur Verzweiflung enlſeßt vor dem, was folgen ſollte.

Ein Schauer, der ihren ganzen Körper durchrieſelte, gab ihr das klare Bewußtſein zurü>k. Sie bli>kte nah der Richtung, wo ihr Gatte verſ<wunden war, und einen Weinkrampfe gleich brachen Seufzer, Schluchzen, Thränen aus der bedrängten Bruſt hervor. Endlich ließ Jrma die Hände ſinken und athmete freier auf. Bitterkeit und Schmerz führten ſie in die Tage frohverlebter Jugend zurü> und hielten ihr zum Hohn das Spiegelbild ihrer augenbli>lichen Lage ſo treu vor Augen, daß ſie wie von Furien gepeinigt

- aufſprang. Welche Zukunft lag vor ihr! Vor der finſteren

Oede einer Gefängnißzelle, ja, vor dem ſtarren Dunkel des Grabes würde ſie nicht mehr geſchaudert haben als vor dent Scheinleben unler der bedingungsloſen Herrſchaft dex Ver=