Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.
DA Der Talisman des Weibes,
von ihrer Heimreiſe zu ſprechen, um die erforderliche Meldung an Tante Käthe vorauszuſenden, aber rücſſichtsvoll wie immer ſtellte ſie ihr eigenes Jutereſſe in den Hinter= grund. Sie hätte niht jene praktiſche, feinfühlige Natur beſißen müſſen, wenn ihr eine eigenthümliche Spannung in Meiſchic's Zügen, eine nie gehörte Weichheit ſeines Tones entgangen wäre. Aber ob auch ihre Bruſt von Sorge und Zweifel heftig bewegt athmete, ob ſie auh mit Auſbietung aller Seelenkraft darnach rang, ihm einen Theil ſeines Kummers abzunehmen, ſo fam doh feine voreilige Frage, kein aufdringliches Bedauern über Margarethens Lippen, Der Ausdru> ihrer Sympathie gab ſi<h nux in einer geſteigerten Aufmerkſamkeit für ſein leibliches Wohl fund und berührte Meiſchié unſäglich wohlthuend.
„Fräulein Werner,“ ſagte er nach längerem Nachſinnen, „ih habe Sie hoh genug ſäßen gelernt, um Fhnen aus dem, was mix vielleicht bevorſteht, fein lächerliches Ge= Heimniß zu machen. Je gefaßter Sie nun ſein werden, deſto leichter geſtalten Sie mix die zwingende Nothwendig= feilt
„Sprechen Sie!“ ſagte das junge Mädchen leiſe, ob= wohl ſie fühlte, daß ihre Hände auf dem Schoß ſi<h ſchmerzhaft in einander drücften, „JZ<h ahne plößlih der Graf — !“ rief ſie laut.
„Richtig! Dex Graf und ih werden uns ſchießen. Jm Fall ih niht zurü>fehren ſollte — iſt das Jhr Verſprechen?“ unterbrach er ſih vorwurfsvoll, als tiefe Bläſſe über Margarethens friſche Wangen zog. „Nun alſo, im Fall ih niht lebend zurüctfehren ſollte, exweiſen Sie mix