Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

Roman von Georg Hartwig, 6L

läufig. Und nun auf Jhren Poſten! SUC und ſtumm iwie das Grab !“

Die Nacht verging. Dex junge Tag brach an. Mei= ſchi>'s Körperſchwäche wich einem rapide eintretenden Wundfieber. Höher - ſtieg die Gefahr von Stunde zu Stunde. Doktor Siemrich wih niht mehr von ſeinem Lager, und einem Automaten glei<h an Pünktlichkeit und Gelaſſenheit

- leiſtete Margarethe ihm Handlangerdienſte. Nux zuweilen

überlief es ſie kalt und heiß zugleich, wenn der Amksrichter in wilden Phantaſien die Bilder feines kurzen Chelebens, ſüße und herbe, dur einander warf, bald ſcherzend, bald tobend, jeht bittend, dann drohend und verwünſchend. Freiberg’s Name ſchwebte ſtets auf ſeinen heißen Lippen. Was die Sprache an Haß und Bitterkeit auszudrüc>en vermag, das rief der Kranke dieſem Zerſtörer ſeines Glüdkes nach. Dreyſing’s Namen begleitete er nux mit ſchallendem Gelächter und bezeichnete ihn ſpöttiſh als den getrüffelten Kapaun, deſſen Lebensweisheit ebenſo ſaftig als pikant ſei. Margarethens Andenken allein ſchien in ihm erloſchen. Zuweilen, wenn ihre Hand die kalten Umſchläge auf ſeiner glühenden Stirn erneuerte, verwechſelte er ſie mit Jrmen=z gard und wies ihre Hilfe zornig ab. Dann konnte ſie wohl ſ<merzlih bewegt ſich tiefer zu ihm niederbeugen, aber weder Eiferſucht, no< verzeihliche Mißgunſt trübten den milden Glanz ihres Auges. Selbſtverleugnung wax Maxgarethens zweite Natur, und ſie verſtand es nicht, wenn der Doktor oder dex Juſtizrath ihre Opferſähigkeit als etivas Bewunderungswürdiges prieſen.