Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
ESE Der Talisman des Weibes.
Naht am Aermel ihres ſouſt eleganten Tuchkleides unauf-= hörlich vor den Augen blieb.
Laut ſagte der Juſtizrath, ſein Glas dem der jungen Frau ebenfalls nähernd : „Mit mix altem Hageſtolz müſſen Sie doch ausnehmend zufrieden ſein, da ich die langweilige Che ſtandhaft geflohen habe.“
„Jh ſagte bereits,“ nahm Fowder wieder das Wort, während er häufig Gelegenheit nahm, ſein Bild in dem gegenlberhängenden Spiegel zu betrachten, „bevor wir nicht mit Hilfe der zumeiſt Betheiligten die alten Juſtitute der Frauenpflihten und Mädchenerziehung fortgeräumt haben, iſt an keine Aenderung des Chekontraktes zu denken. Gleiche Schulbänke, gleiche Lehrer, gleiche Leibesübungen, gleiche Staatêanſtellungen, das Uebrige entwickelt ſich dann folge= richtig !“
„So folgerichtig, “ fagte Dreyſing, welchen dex heimliche Verdruß Luiſe Mechelmann's, Freiberg nicht in ihre Feſ= ſeln ſpannen zu können, außerordentlich beluſtigte, „ſo folgerichtig, daß eines ſ{<önen Tages der Primanex, ach, iwas ſage ich, der Unter=Sekundanerx Gabriele oder Marianne mit dem Geſchichtslehrer- ein Rendez-vous verabreden wird. Dex Referendar Friederike wird weniger Jutereſſe für ſein Protokoll haben, als für die Werbungen des verliebten Vor= ſienden, und umgekehrt, der Herr Poſtdirektor wird mehr Augen und Ohren für ſeinen hübſchen, blonden Sekretär haben, als für ſeine poſtaliſchen Obliegenheiten. Gegen dieſes Hinüber= und Herüberneigen gibt es feinen Appell! Das iſt die wahre Stimme der Natux, Herr Doktor Fowder! Was haben Sie hierauf noch zu erwiedern ?“