Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
12 Dex Talisman des Weibes.
„Neue Vorſlellungen machen auf die Mehrzahl der Menſchen denſelben Eindru>, wie ein zu ſteif geſtärkter Halsfkragen und unbequeme neue Stiefeln,“ gab Fowder vertraulich flüſternd zurü>.
Dreyſing und Freiberg erhoben ſich. Leßterer ſchritt mit kaum merklihem Gruß an dem Paar vorüber, der Juſtizrath dagegen blieb nicht ohne Jutereſſe vor der jungen, hübſchen Frau ſtehen.
„Wenn wix uns niht wiederſehen ſollten, möchte ih Sie an das weiſe Wort exinnern: Herr, ſhühße mi<h vor meinen Freunden, vor meinen Feinden,“ er wies auf ſi und den Grafen, „werde ih mi<h ſchon ſelbex ſ{hüßen! Jhrem Knaben übrigens gute Beſſerung !“
„So, jeht ſoll's erſt gemüthli<h werden !“ ſagte Fowder, als beide Herren verſchwunden waren, ſeinen Stuhl dicht an den feiner Jüngerin heranrü>tend. „Kellner, noh eine Flaſche Sekt!“ —
Unterdeſſen eilte der Graf verſtimmt ſeiner Wohnung zu. Ev hatte ſi< über die Aeußerung des Juſtizraths ſchwer geärgert, daß jede Narrheit, auch dieſe, nux ſeine Lachmuskeln reize.
„Wenn Dreyſing im Ernſt behaupten kann, daran ein Vergnügen zu haben, fo frage ih, mit welchem Rechte ex mir heute mißtrauiſ<, ja feindſelig entgegentrat? Als ob ih niht mit allen Kräſten geſtrebt hätte, die Ehre der geliebten Frau vor ihren Feinden ſicher zu ſtellen? OD, Jrmengard, daß ih Dich wiederfände, daß ih an Deiner Bruſt, in Deiner Liebe den Lohn ſo vieler ſhlummerloſen Nächte empfinge! Dieſes fieberhafte Pochen meines Herz