Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
Roman von Georg Hartwig. TS
zens will niht an Deiner Treue verzweifeln, es ſtellt Dich in dieſem Augenbli> mix wieder fo nahe, ſo nahe wie damals, als Du mit bewegter Stimme meinen Frühlings= traum zum Ausdru> brachteſt |“ Er drückte die Hand gegen feine Augen. „Jn jener Stunde gehörteſt Du bez reits mir an — wir wußten es Beide!“ —
Das Licht in ſeinem Schlafzimmer exloſh. Aber no< fand Freiberg feine Ruhe. Es lag wie ein Alp auf ſeiner Bruſt, ein unbewußtes Vorgefühl von kommenden Dingen, welche den Geiſt mit dumpfem Dru>k belaſten. Jahre ſange Vorſtellungen nahmen in dex nächtlichen Finſterniß immer hellere Farben an, bis ein Bild von ſo rührender, überwältigender Schönheit geſchaffen wax, daß der wache Träumer ſi<h daran bis zur Seligkeit entzü>te. Frma, die Reine, von ihrem Stolze in Dürxſtigkeit Gejagte, zu hochherzig, um Opfer zu heiſchen, tauchte in ſ{hlihtem Gewande plößli<h neben ihm auf. Er ſah ihre goldenen loigen -Haare, die NRöthe tiefer Scham auf den erglühenden Wangen, er ſah ihre blauen Augen verklärt und traurig zugleich auf fih gerichtet, kein Lächeln des Glückes, des Uebermuthes umſpielte mehr den ſ{<önen Mund, nurx fragend drängte ſih ein banger Seufzer nach dem andern über die zitternden Lippen. O der Wonne, ſie dann ſtürmiſh zu umfangen, mit heißen Küſſen die Zweifel ihrer Bruſt zu tilgen, den Eid der Treue, der hochgeſinnten Liebe in ihre Hände niederzulegen, Stolz gegen Stolz, Triumph gegen Triumph!
Der Graf athmete {wer wie im Fieber. Es brauste ihm Heine's Sang fort und fort durch die entzü>ten Sinne: