Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
Noman von Georg Hartwig. 2
lerin auf und hinter der Scene überreicht halte, geſchickt in Vaſen ordnete, „ſollte man niht glauben, daß Kunſt und Blumenpracht einerlei ſei? Und doh würde Dreyſing ſagen: fie haben nux das Eine gemein, {nell vergeſſen zu werden! O, auch ih beſiße darin ſchon einige Erfah= rung! Aber die Gluth des Enthufiasmus iſt dennoch ſo mächtig in mix, daß ſie mi<h über alle Jntriguen, über alle Voruxtheile hinwegreißt. Jh bin ſtets, was ih dar= ſtelle, Dauerte die Vorſtellung ein ganzes Leben, ih würde ſtets Fidelio ſein und bleiben.“
„Das Urbild hingebender Liebe, Jrmengard |!“ warf ex zärtlich ein.
Sie erröthete. „Soll ih daran glauben, daß es überhaupt ein ſolches gibt?“ fragte ſie mit einem tiefen Sehnſuchtsſeufzec. „Habe ich es in Jhnen gefunden? Iſt das, was ſeit jener nächtlichen Abſchiedsſtunde mir wie ein Hoffnungsſtern vorgeſchwebt hat, Jhre Liebe, nicht erloſchen im Wechſel dex Zeiten? Jh kann Jhnen nicht verhehlen,“ rief ſie, in übermüthiger Freude emporſpvin= gend, „daß mein Stolz ſtärker war als dieſes unruhig ſchlagende kleine Ding hier, welches ſtatt vorwärts zu eilen, immer wieder rücwärts drängte. Graf Freiberg und eine Bettlerin, die ſeinem Cdelmuth ewig Dank ſchuldet! Und Graf Freiberg im Wettlauf mit anderen ſeines Gleichen, ein dankerfüllter Sieger! Was meinen Sie, Botho, war dieſe Metamorphoſe nicht eines Verſuches werth?"
Ex hatte nux Augen für ihr ſüßes Lächeln, nux Ohren für den Silberklang ihrer Stimme, der tiefe Sinn dieſer
“Tehten Frage entging ihm.