Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
28 Dex Tali8man des Weibes.
„Du gehörſt mix unverbrüchlih an,“ erwiederte ex, ſie wieder zu ſich niederziehend. „Der Wettlauf iſt zu Ende. Zwei lange Jahre, Du herrliches, geliebtes Weib, haſt Du mich dux< Stadt und Land gejagt, jeht gönne mir die Ruhe der Seligen an Deiner Seite |“
„Genug, genug!“ rief ſie, halb verlegen ihre Hände befreiend. „Sie ſollen Fhren Willen haben, denn jeßt werde ih erzählen und Sie ſchweigend zuhören. Es gilt dem Märchen von dem häßlichen kleinen Entlein, welches ſich zuleßt doh als Schwan entpuppte. Erinnern Sie ſich unſeres damaligen Zwiegeſpräches? Gut! Bleiben Sie auf dieſer Stelle ſißen, ih rolle mir einen Seſſel heran. So! Gerade gegenüber, denn ſchen Sie, wenn i< mit Jemand ſpreche, ſo muß i< auh in ſein Geſicht ſehen können ! Man ſagt zwar, ſelbſt das Antliß könne eine einzige große Lüge ſein, aber dies glaube ih niht. Wenn es ſo ſcheint, tommt es nur daher, weil wir es falſ< entziffern.“
„Willſt Du Wahrheit ſehen, ſo bli>e mix in's Auge, Du findeſt nichts darin als Dein Bild,“ unterbrach ex ſie zärtlich. „Das iſt die Wahrheit meiner Liebe !“
Sie warf ihm muthwillig eine Noſe zu, in deren Kelch ſie zuvor ihre Lippen gedrit>kt.
„Jh ſehe ſhon, wenn ih ungeſtöut ſprechen will, muß ih Jhnen ein Spielzeug geben. Ein tollkühner Jüngling hat einmal einen Hymnus auf meine Lippen gemacht, wofür er von mix in einem Gegenhymnus auf ſeinen Flaumbart gegeißelt ward, daran muß ih ſtets denken, ſo oft i< eine Cenlifolie ſehe. Doh nun zur Sache!“ Sie ward plößlic<h ernſt, bli>te vox ſich nieder und begann -