Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Novelle von E. Merk. 127

endli<h in exnſtem Lone fort. „Stehen wix hier nicht vor einex jener ſeltſamen Fügungen, welche auh im Herzen des größten Zweiſlers den Gedanken an eine höhere, weiſe lenfende Macht wachrufen müſſen ? Wäre vox zwei Tagen das Unwetter um eine Stunde ſpäter oder früher über die Berge gezogen, ſo hätte mein Weg ſi<h wohl mit dem Ihren gekreuzt, ohne daß nur ein flüchtiger Blick mix vex= rathen, wer an mix vorüber fuhr, und dex Lloyd=Dampfer ivürde mich in wenigen Lagen wohl auf immer dem Boden der alten Welt entrüct haben. Es iſt hier niht der Ort, Ihnen fklarzulegen, warum ich vor zehn Jahren die Heimalh, meine Stellung, ein geliebtes junges Weib verlaſſen habe. Nux ſo viel muß ih zu meiner Rechtfertigung ſagen, da= mit Sie die Vertrauensrolle, die ih Jhnen auferlege, nicht zurüweiſen, daß ih niht aus Abenteuerluſt oder Leichtſinn, nicht mit einem ſ{le<ten Gewiſſen über den Ocean zog. I< hätte mi<h meines Namens niemals zu ſchämen gebraucht; ih habe denſelben nur verändert, um ihn für die Amerikaner mundgerechter zu machen. Jh taugte nicht zum Offizier in Friedenszeiten, nicht zu der Stellung, die derſelbe damals, vor den ſe<undſe<ziger und ſiebenziger Kriegen, in meinem fleinen Heimathlande einnahm. Und dann —. Haben Sie die Mutter meiner Frau gekannt ? Nein! Nun, man ſagte mix, ſie ſei vox etlichen Jahren geſtorben. Der Todten ſei verziehen, was ſie an mix und Emilien verſchuldet hat! Daß ich fortging, um eine freiere Luft zu athmen, war eine eiſerne Nothwendigkeit. Doch wenn Sie mich fragen, warum ih meine Frau zurüließ, ſo werde ih Jhnen mit einem Seufzex antworten: Emilie