Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

128 j Enter einem Dache.

war ein verwöhntes, verzärteltes Kind. Es wäre grauſant geweſen, ſie aus der Heimath mit fortzureißen in eine dunkle, fragliche Zukunft. Aber ih habe im Anfange nur dem einen Ziel zugeſtrebt, meiner Frau ein behagliches Heun ſchaffen zu können. Meine Briefe aber, meine zäriz lichſten Betheuerungen und zuverſichtlichen Hoffnungen auf die Wiedervereinigung blieben unerwiedert. Freunde, bei

welchen ih mi< na< meiner Frau exfundigte, theilten mir mit, ſie haſſe jede Erinnerung an mich, Tebe vergnügt mit der Mutter zuſammen, und mein Name ſei verpönt wie der eines Verbrechers.

Als ſo jede Stimme aus der Heimath ſchwieg, verz härtete auh mein Herz im haſtigen amerikaniſchen Arbeits8= leben; in mix wu<hs der Hang zur Cinſamkeit. J< ver= gaß meine Frau nicht; aber auf dex Erinnerung lag ſo viel Bitterkeit, daß ih mich mit troßiger Scheu von dieſem Kapitel aus dem Buche meines Lebens abzuwenden ſuchte. Jh brachte es freilich niht auf die Dauer fertig; je älter ich wurde, deſto unaufhaltſamer zogen meine Gedanken zu jenen Jugendtagen zurü>, deſto rü>haltloſer ſehnte ih mi<h nach der Heimath. J<h hatte in Amerika Anſehen, Stellung, ein Vermögen erworben und fühlte mich doh unbefriedigt, heimathlos. So reiste ih na< Europa. Aber ih machte die traurige Erfahrung, daß ih hier längſt bez graben ſei. Alte Kameraden ſtarrten mich an wie einen Fremden. Die beſten Freunde hatten mich vergeſſen. Jn dem Hauſe, in welchem ih mit Emilie zuſammen gewohnt hatte, blidten mi fremde Geſichter an; Niemand wußte mir über meine Frau und deren Aufenthalt Beſcheid zu