Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

e2 Unter einem Dache.

dieſes Dämons ſtets verſchont geblieben. Sie hielt Einilie für glüÆli<h und befriedigt, weil ſie es ſelbſt war, und ſah in dexen Gatten nur den Feind ihrer Nuhe und ihres Friedens. Sie hatte ſi< ſtets einer Art müttex= licher Autorität über die weiche, nachgiebige Freundin erz freut und fühlte ſich in dieſem wichtigen Augenblicke be= re(tigt, Emilie von einem dummen Streich zurüctzuhaïten, “vie ihr jede Nachgiebigkeit gegen den Baron erſchien. Als er zu Ende geſprochen, hatte ſie den feſten Entſchluß ge= faßt, ihm keinenfalls einzugeſtehen, daß es ihr ſelbſt ein Räthſel ſei, ob Emiliens Herz in Haß oder in Liebe für ihn ſchlage, ſondern jede Annäherung zwiſchen den Beiden zu verhindern, um der Freundin einen ſchweren Konflikt zu erſparen, ſei es auh auf Koſten ciner Lüge.

„Sie haben geſehen, Herr Baron,“ ſagte ſie, „wel<? jähex Schreken Jhre Frau bei dem unerwarteten WiedeLr= ſehen cxrfaßte. Sie war unfähig, Jhren Anbli>k zu ex tragen. Nur mit einem Schauder nannte ſie Ihren Namen. Soll ih hinzufügen, daß Emilie wunſchlos heiter war, Feit i ſie kenne, und daß ich ſie geſtern zum erſten Male weinen ſah! Wollen Sie die ſ{<höne Ruhe ihrer Seele ſtören und Sie in einen Streit der Pflicht und Neigung ſtürzen, der ihr das Herz brechen kann?”

Ex war ſehx bleich geworden bei ihren Worten.

„So liebt Emilie einen Andern?“ frug er tonlos.

„Nein! Aber ſie liebt ihre Freiheit! Glauben Sie mix, Hexrx Baron, es gibt in einem Franenherzen Wunden, die nie vernarben, eine Kränkung, welche niemals verz ziehen wird !“