Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Novelle von E. Merk. 135

Sie war ſo in Gedanken verloren, daß ſie Maxwell, der eifrig auf ſie zutrat, erſt bemerkte, als er dicht vor ihr ſtand. :

„O, wie glü>li<h bin i<, Jhnen zu begegnen,“ ſagte er, „Sie werden mi<h zum zweiten Male vor dem Ver= hungern retten, mein Fräulein. J< habe eine lange Morgenwanderung gemacht; als ih eben zurü>fehre, tritt mein Freund mix blaß und wie verſteinert entgegen. „Jh reiſe jebt, in einer Minute,“ ſagt er. „Kommen Sie mit Und als i< verneine, reicht er mix eine falte Hand und ſtürzt mit einem: „Wix werden uns in New=York ivieder= ſehen!“ an mix vorüber in den Wagen, ehe ih mi< no< recht beſinnen fonnte. J< war nun im erſten Augenbli>e ſehr betrübt über die Trennung; aber nichtêdeſtoweniger fiel mir nach einer Weile ein, daß ih heute noh ni<hts gegeſſen habe und ſehr hungrig ſei; doh wie ih mi< au< bemühte, die Frau Wirthin will mi<h nicht verſtehen! Heißt denn „chicken“ auf deutſ< niht Huhn? Jh lernte es ſo; doch hier meinten ſie, wie es ſcheint, i< wollte einen Hund kaufen und brachten mir einen ſ{<mußigen weißen Pudel!“

Bertha mußte herzlich lachen, troß ihrer ernſten Gedanken.

„Hiex verſteht man nux „Händl“, aber bitte, bemühen Sie ſich gar nicht, das Wort zu lernen, mein Herr,“ ex wiederte ſie in ihrem fließenden Engliſch. „J<h will gerne der Wirthin Jhre Befehle übermitteln. J<h habe gar nichts zu thun; meine Freundin ruht ein wenig, da ſie ſchlecht geſchlafen hat, und ich weiß gar niht, wann ſie aufzubrechen wünſcht.“