Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

140 Untex cinem Dache.

dies, ſie fühlte, daß ſie dieſem Manne aufrichtig gut ſein könne, daß viel Verwandtes zwiſchen ihren beiden Naturen lag. Aber jählings ſ{<hoß ihr der Gedanke dur<h den Kopf, daß ſie ſeine Hand nimmermehr annehmen dürfe, daß ſie ſeit heute, ſeit einer Stunde die eigene Freiheit verwirkt habe und ihr ben nicht mehr ihr ſelbſt angehörte, fon dern der Freundin, da ſie ſih zur Schiedsrichterin über deren Schi>kſal gemacht hatle.

Eine heiße Rölhe ſtieg ihr in die Wangen. Verwirrt und ſtumm ſah ſie vor fih nieder.

„Warum zögerſt Du nun, ein „Nein“ zu erwiedern 2 rief ihr Gewiſſen ihr vorwurfêvoll zu, „da Du ſo raſh entſchloſſen geweſen biſt, für die Freuntin zu entſcheiden und Emiliens Cheleben auf immer entzwei zu reißen? Hier darf und kann es feinen Zweifel mehr geben! Du mußt der Freundſchaft getreu bleiben, welcher Du Emilie zu erhalten geſucht haſt!“

Jhre Stimme klang niht ſo ruhig und feſt als gez wöhnlih, da ſie nun erwiederte: „Jhre Frage hat mich fo überraſcht, Mr. Maxwell, daß ih niht allſogleich die ehrliche, klare Antwort finden kann, die ih Jhnen ver= ſprochen habe. Jh will Jhnen nicht verſchweigen, daß es viel Verlocendes für mich hätte, fremde Städte und Länder fennen zu lernen, daß alles Neue und Ungewohnte für mich den größten Reiz und Zauber beſißt. Auch würde ich mi voll Zuverſicht Jhrer Begleitung anvertrauen und zweifle nicht, daß wir uns re<t wohl verſtehen lernen würden. Aber ih bin nicht ſrei, Jhnen zu folgen. Das wäre kein guter Kanerad, nicht wahr, der nur durch einen