Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

146 ' : Unter einem Dache.

Selbſtbeherrſchung geht unter in einem jähen Sturm. J< habe den lebten Halt im Leben verloren, und weiß niht, wie ich es weitertragen foll!“

Mit neuem Aufſ<hluchzen klammerte ſie ſi<h an den Hals der Freundin, die rathlos mit düſteren Augen auf die zitternde Geſtalt bli>te.

„Alſo auch ih rechne für Dich zu aller Welt, Emilie, und mein Auge iſt Dix fremd wie alle Andern?“ murmelte ſie endlich in bitterem Tone. „Das wußte ih niht das fonnte ih nicht wiſſen.“

„Sprich nicht ſo,“ erwiederte Emilie ſich aufrichtend und die heißen Augen tro>nend. „Du weißt, daß Du Alles für mich biſt und warſt, was ih an Troſt, an Hilfe, an Glit> beſiße. Was wäre ohne Dich aus mix gewor= den in dieſen langen, einſamen Jahren! Gewiß, Bertha, es wax niht Mangel an Vertrauen, wenn ih Dix nie ein Wort über mein früheres Leben geſagt habe. J< konnte vox Dix nicht ſprechen, weil ih mich ſhämte! I< glaube, Du haſt auch in der früheſten Jugend ſtets gez wußt, was Du willſt, haſt immer das Rechte gewollt und Deiner Uebeurzeugung auh Geltung verſchafft! J< daz gegen! O, Du wirſt's nicht begreifen können, wie man ſo thöricht, ſo ſ<hwa< und verblendet ſein kann, wie ich es war! Scheu vor Deinem ſtummen Vorwurf hielt mich zurü>, mit Dix übex meinen Gatten, über meine kurze Ehe zu ſprechen! Doch jeßt — jeht kann ich die Erinnerung niht mehx allein tragen! Nun muß ih Dix beichten, mich anklagen. Sonſt wird das wilde Weh mix das Herz zerdrüden !