Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

152 Unter einem Date,

Ich hatte die Arme um ſeinen Hals geſ{<lungen; er ſah mix in die Augen" und ſagte mit einer Rührung, die ih nie wieder in ſeiner Stimme hören ſollte: „J< will es verſuchen, mein Kind, um Deinetwillen!“ Und er küßte mich und ih wußte, daß er mich ſehr lieb habe. J< fand das aber ganz ſelbſtverſtändlich.

Von den in Ems zugebrachten Wochen habe ih nur ein kleines Erlebniß zu erwähnen, das von ſchwerem Gez wicht in unſerer Zukunft werden ſollte. Kurz vor unſerer Abreiſe wurde mir bei einer Soirée im Kurhauſe Prinz Sigmund vorgeſtellt, der erſt ſeit wenigen Tagen im Bade angekommen war. Ex zeichnete mi<h aus; er plauderte viel mit mir und gab ſeinem Wohlgefallen an meiner Natürlichkeit und meinem munteren Sinn" den lebhafteſten Auéëdru>. Am nächſten Morgen trafen wir ihn auf der Promenade, er begleitete uns und verſprach, mich nächſtens in der Heimathſtadt aufzuſuchen, da er zufällig für die nächſte Zeit nach A. kommandirt worden ſei. J< nahm die Auszeichnung ſehr ruhig auf, amüſirte mih an dem Abende vortrefflih, machte mir aber über den Vorfall keine wei= texen Gedanken. Mama aber verlor troß ihres gewohnten Hochmuths vor einem „Prinzen von Geburt“ alle Selbſt= achtung, zerfloß in devotem Lächeln, itberbot ſi< in Kom= plimenten und Bü>lingen, ſo daß die Badegäſte anfingen, ſich darüber aufzuhalten. Jh bemerkte das und war froh, daß wir abreisten, nahm aber den Strauß von weißen Roſen, welchen mir der Prinz am Vahnhofe überreichen ließ, mit kindiſher Freude an. Unterwegs beredete mi< die Mutter, von der Eroberung, die ih gemacht, meinem