Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

54 UÚnter einem Dache,

fonnte aller Taft ihm niht über die peinliche Thatſache hinweghelfen, daß eine Dame, deren Eroberung ex ſihtli< für leicht gehalten, thm eine höchſt einfache, aber gerade deshalb höchſt deutliche Abfertigung extheilt hatte. J< kann für die ſeltſame Geſchichte au< heute nur die Ex= klärung finden, daß der Prinz, dem ich als eine „Frau Baronin“ vorgeſtellt worden, deren Gatten man in Ems nie geſehen hatte, mi für eine jener Abenteurerinnen hielt, von welchen es ja in den faſhionablen Badeorten wimmelt, eine Annahme, in welcher ihn die übergroße Freundlichkeit meiner Mutter und unſere zu ſehr in die Augen fallenden Toiletten beſtärkt haben mögen.

Am ſelben Abende hatte Eberhard eine Unterredung mit der Mama, von welcher ih ausgeſchloſſen wurde, deren Folgen ich abex in einer geſteigerten Gereiztheit und Bitter= - feit der mix naheſtehenden Menſchen empfinden mußte. Die Wolke auf Cberhard’s Stirne wurde ſchwerer und drohender. Glaube mix, Bertha: einer Frau, die einen Mann haßt, wie meine Mutter ſeit jener Scene ihren Schwiegerſohn haßte, hilft ein böſer Geiſt, ihm ſtechende Dornen in den Weg zu ſtreuen. Aber niht blos die Quälereien , die ex in ſeiner Häuslichkeit erdulden mußte; drü>ten auf ſeine Seele und raubten ihr alle Schwung= fraft. Auch ſeine dienſtliche Stellung war unleidli<h ge= worden. Wenn der Prinz Chrenmann genug war, die

Frau eines Kameraden mit feinem Blicke zu verleßen, Èo war er au< Menſch genug, dem jungen Lieutenant nie= mals zu verzeihen, daß er ihn beſchämt geſehen. Was mag Eberhard Alles erduldet haben! Mit wel? gliühen=