Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Novelle von E, Merk, : 155

den, tauſendfältigen Nadelſtichen haben ſie meinen armen, ſtolzen Mann geheßt und verfolgt, bis ex endlih ſeine Ketten zerbra<h und fortſtürmte in die Freiheit. O Bertha, fannſt Du die Sham nacfühlen, die Reue, den ohnmächtigen Zorn über mich ſelbſt, die mi<h bei dieſer Erinne= rung zu Boden drü>en! Alles das weiß ih jezt, Alles das ſehe ih heute mit ſcharfen Augen, i< leide mit ihm, ich vergebe jedes ungeduldige Wort, das ihm entſ<lüpfte, ih meine man<Gmal, i< haſſe meine todte Mutter, wenn ich bedenke, iwas ſie ihm anthat. Und damals ſtand au< ih auf der Seite ſeiner Quäler und wax blind gegen Alles um mi Her.

Noch einmal beſ<hwor ex mi<, ihm in eine andere Stadt zu: folgen, wenn ex ſih verſeßen laſſen würde; er ſagte, er müſſe von hier weg, ſeine Chre gebiete es ihm. Und ih! i< floh zur Mama und bat fie um Rath. Jn jeinen Augen loderte ein unheimliches Feuer, ih fürchtete mi< vor ihm! Die Mutter ſchalt mich eine Thörin, daß i< nux daran denfen fönne, von der Heimathſtadt fortzu= ziehen, alle Bekannten, alle Freunde aufzugeben, um einer Griſle des Herrn Lieutenant willen. J<h überbrachte ihn die abſhlägige Antwort. Ex lachte auf. „Als ob ich ver= ſangt hätte, daß Deine Mutter uns begleitete! Nein, wenn dies Leben no< zu extragen ſein ſoll, ſo heißt die Loſung: Trennung von thr! Verſtehſt Du, Emilie? Du biſt mein Weib, und ih kann von Dix verlangen, daß Du mir folgſt !“

So wild=entſ{loſſen hatte ih ihn nie geſehen; auh meine Thränen, die ihn ſonſt ſtets zu beſänftigen ver=