Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

156 Unter einem Dache.

mot, floſſen dies eine Mal erfolglos. J< warf mich in einen Stuhl und ſ{lu<zte. Jn dieſem Augenbli>e trat Mama, die im Nebenzimmer ſeine heftigen Worte gehört hatte, herein, ſtürzte auf mi< zu, breitete die Arme um mich, wie um mich zu ſhüßen, und rief in maßloſem Zorn : „Nie, nie werde ih Jhnen mein armes Kind anvertrauen, mein Herr Schwiegerſohn! Sie haben ihre Jugend ver-= bittert, Sie haben meiner Tochter, die ganz andere Anſprüche hätte machen können, noh feine frohe Slunde ge= ſchaffen, und nun ſoll au ih von ihr entfernt werden, die Einzige, die das arme Kind lieb hat? Sie lieben meine Emilie niht! Zu ſpät habe ih es erkannt, daß Sie nur ein ſhlauex „Kautionsjäger“ geweſen, daß meine Tochter nur die Dreingabe zu dem Vermögen war, das Sie be= gehrten! J<h weiß —“

Meine Mutter hatte wohl no< weitere bittere Worte auf der Zunge, aber fie ſtodte plößlih, wohl vor Schre>en iïber den Ausdru> des Zorns in dem Geſicht des Mannes, den ſie tödtlih beleidigt hatte. J<h hatte den raſchen Sritt gehört, mit welchem ex vor ſie hingetreten war, aber ſeine Züge ſah ih niht vor Thränen.

„Sie ſollen ſehen, wie ſehx ih Jhr Vermögen ver= achte!“ rief er mit mühſam beherrſ<ter Stimme. „Wie ih es Jhnen vor die Füße werfen werde!“

Dann ſtürzte er aus dem Zimmer.

„Bertha, ſei gerecht,“ fuhr Emilie nach einer ſchweren Pauſe fort. „Klage nicht allein die Mutter an! Mich treffe der Vorwurf, den 1< in Deinen Bli>en leſe! J< war ſein Weib! J< hätte ihm naceilen, mi in ſeine