Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

“ Novelle von E. Merk. IRSE

Arme werfen, ihm zurufen müſſen: „Es iſt grundfalſch, vas ſie geſagt! Jh weiß es, daß Du mich liebſt, und ich folge Dix, wohin Du willſt!“ Abex ih ſtand willen= los unter der Herrſchaft meiner Mutter und hatte nur findiſchen Troß und ohnmächtige Thränen. Keine Willensfraft, feinen Muth und kein Verſtändniß für dieſe Schit= ſalsſtunde, die ih bereuen und beweinen ſollte in zehn ſangen, langen Jahren.

Sein Schritt klang durx< den Korridor. Dann fuhr ein Wagen über den Plaß. — Er war fort ohne leßtes Lebewohl, und ih habe ihn nicht wieder geſehen — bis vor zwei Tagen !

Als nah Wochen der Ungewißheit verlautete, Lieute= nant v. Straaten habe ſeinen Abſchied verlangt und ſei abgereist — nah Egypten, nah Amerika , oder Neuholſand, wex fönne es wiſſen? — da wurde auh die Mutter beſtürzt. Dieſe Löſung hatte ſie niht vorhergeſehen, und ihr Haß auf den Mann, der unſeren Namen in den Mund dex Leute brachte, ſchlug nun in hellen Flammen empor. Fa, das Gerede, die neugierigen Bli>ke der Bekannten und Freunde wurden ihr bald ſo unerträglich, daß eine Wohz nungsveränderung ihr nun ſelbſt die einzige Rettung dünfkte. Unſer Umzug in die Hauptſtadt | gli<h einer Flucht.

Jh hatte anfangs kein Wort der Vexrtheidigung für Eberhard gefunden; meine Eitelkeit war zu ſhiver verlebt. Aber nun, da mein altgewohntes Leben in Trümmer fiel, da ih dem Kreiſe der ſhmeichelnden Verwandten entrü>t wurde und in der Großſtadt, in neuer Umgebung eine