Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Novelle von E. Merk. 179

Am Morgen“ na< der Antunft des Barons klopfte dex Amerikaner mit lächelndem Geſicht au ihre Thüre. „Wollen Sie einen Augenbli> an's Fenſter treten, mein Fräulein?“ Sie willfahrte ſeinem Wunſch und ſah mit einem freudi= gen Ausrufe Emilie am Arme ihres Gatten vorüber wan= deln. Neugierige Blite folgten dem ſchönen, ſtolzen Paare, das wie verklärt von Glü> dahin ſchritt.

„Sind Sie nun endlich frei, Bertha?“ frug Maxwell, ihre Hand faſſend.

„a, mein guter Kamerad,“ erwiederte ſie, mit frohen Augen zu ihm aufbli>end, „frei, Dir zu folgen, wohin Du willſt!“

In bewegter Stimmung ſahen ſich die beiden Freun= dinnen wieder. Die Ueberraſchung Emiliens über die Verlobungênachricht, die freudige Erregung half Bertha über das Peinliche dieſer erſten Begegnung mit dem Baron hinweg. Elü>liche Menſchen verzeihen raſh und grollen niht mehr über vergangenes Leid.

Al3 man bei einem heiteren Mahle zuſammenſaß und Maxwell einen frohen Trinkſpruch ausgebra<ht auf „die Freundſchaft in der Ehe, mit der ſie es nun verſuchen wollten, da ſie Beide von Freund und Freundin treulos im Stich gelaſſen worden“, rief auh der Baron in {roher Laune: „Jm nächſten Jahre aber feiern wix ein Erinne= rungs= und Dankesfeſt in dem einſamen Hauſe am Bexg= paß, in dem wix unter Sturm und Bliß — den Sonunen= ſchein fanden !“