Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Von B,. v. Wolfshofer. 229
Wie ein prächtiger Schmetterling flattert ex nun dur alle Kreiſe Wiens.
Dex Erfolg blieb Lanner treu. Jeder neue Walzer, welchen er ſ<uf, trug dieſem Tanz eine größere Beliebt= heit und Verbreitung ein. Ueber Deu!ſchland hinaus fand ex, getragen von den Melodien Joſeph Lanners, bei allen fultivirxten Völkern dieſſeit und jenſeit des Oceans einen gleichen Anklang. Die Walzer Lanners ſind noh heute unvergeſſen. Vor Allem haben ſie ſich in der Erz : innerung des Volkes erhalten. Wenn der Wiener in eine echt frohe Stimmung geräth, begehrt ex ganz gewiß, daß man ihm einen Walzer von Lanner auſſpielt. Beſonders beliebt iſt der „Schönbrunner“. Dex Volksmund hat diez ſem Walzer auch einen ſ{li<ten Text angefügt, und Beide erben ſih von Generation zu Generation fort.
Lanner's Nachfolger war Johann Strauß, der Vater des „Walzerkönigs“. An Erfindung wie Vertiefung des melodiöſen Elements fonnte ex ſih mit Lanner keineswegs meſſen. Aber ſeine Kompoſitionen waren ſprühender, lebz= hafter, als die zumeiſt bedächtige, getragene Weiſe des= ſelben. Sie verloren gleichſam den ſpezifiſch wieneriſchen Charafter, um dafür einen beinahe internationalen einzu= tauſchen. Während man bei den Walzern Lanner's noh rect gut ihre Entſtehung aus dem volfsthümlichen Ländler bemerkt, iſt bei denen von Johann Strauß die Verwandt= ſchaft bereits gänzlih verwiſcht. Abex dadux< wurde auch ſeine Verbreitung noch mehr beſchleunigt. Die Wiener Walzer riefen ſchon damals überall, wo fie vernommen wurden, lebhaften Beifall hervor.