Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
230 Wiener Walzer.
Seine Söhne Eduard, Joſeph und Johann fehten den Beruf des Vaters fort. Man weiß, daß der jüngſte, welchen die muſikaliſhe Welt den „Walzerkönig“ getauft hat, der genialſte von ihnen iſt. Die beliebteſten feiner zahlreichen Kompoſitionen find wohl die Walzer: „An der ſchönen blauen Donau“, „Wiener Blut“, „Wein, Weib, Geſang“; ferner aus der Operette „Jndigo“ der Walzer „Tauſend und eine Nacht“, aus der „Fledermaus“ der Walzer „Du und Du“, aus dem „Spißbentuch der Königin“ der Walzer „Roſen aus dem Süden“, aus dem „Luſtigen Krieg“ dex Walzex „Nux für Natur“, aus „Eine Nacht in Venedig“ der „Lagunen= walzer“. Dabei kann uns jeder Tag aus der Feder des ebenſo fleißigen wie begabten Meiſters einen neuen Walzer bringen. Johann Strauß iſt na dem einſtimmigen Urtheil der bedeutendſte Walzerkonmponiſt, welcher bisher gelebt hat. Ex verbindet die gemüthvolle Vertiefung eines Lanner mit der pridelnden Geſchmeidigkeit ſeines Vaters. Seine Kom-= poſitionen haben niht nux Glanz und Feuer, ſie beſißen auh Seele und Gemüth.
Damit wären wir bis zu dex neueſten Phaſe der Entivickelung des Walzers gelangt. Aber außer von dent „Walzerkönig“ Johann Strauß wird ex in Wien no< von mehreren ſehx bedeutenden Komponiſten gepflegt. Vor Allem ſind hier Suppé, Genée und in jüngſter Zeit Millö>er zu nennen, welche in ihren Operetten die Welt fortdauernd mit neuen Walzern beſchenken. Und wie ſie Alle insgeſammt in oder bei Wien wohnen, weiſen au<h ihre Kompoſitionen ein e<t wieneriſches, deutſches Kolorit auf. Jeder, der felber tanzt, weiß, wie ſehr ſich dieſe