Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Gefangenleben. Tierfreundſchaften. Gelehrigkeit. Der Affe bei den alten Ägyptern. 53

eines Tages mit Orangen, die voll Rum geſogen waren, bewirtet hatten, wovon mehrere einen Nauſh bekamen, nahmen ſie Früchte längere Zeit nur noh mik großem Mißtrauen an und ließen ſi in keinem Falle wieder täuſchen. Eine Meerkaße, die ih jahrelang in Europa vollſtändig freilebend gehalten habe, trank Rotwein und gutes Bier — davon beſonders den Schaum — ſehr gern, hat ſih aber, obwohl ſie beliebig zulangen durfte, niht ein einziges Mal übernommen.“

Jn anbetracht der Untugenden, welche der Affe zeigt, der Tollheiten, welche er verübt, verſchwindet der geringe Nuten, welchen er gewährt. Jhn zu allerlei Kunſtſtücken abzurichten, iſt ſehr leiht. Man zeigt ihm in handgreifſlicher Weiſe dasjenige, was er ausführen ſoll, und prügelt ihn ſo lange, bis er es ausführt: hierin beruht die ganze Kunſt, welche man anwenden muß! Jn der Regel lernt der Schüler binnen 1—2 Stunden ein Kunſtſtü>; doh muß man ihn in Übung halten, weil er raſh wieder vergißt. Mit ſeiner Ernährung hat man keine Not: er frißt alles, was der Menſch genießt.

In ihrer Heimat, ſofern wenig begünſtigte, aber beſiedelte Gegenden in Frage kommen, ſchaden die Affen ungleih mehr, als ſie nüßen. Man ißt das Fleiſch einiger Arten und verwendet das Fell anderer zu Pelzwerk, Beuteln und dergleichen: allein dieſer geringe Gewinn kommt nicht in Betracht gegen den außerordentlihen Schaden, welchen die Affen im Walde, Felde und Garten verurſachen, und es iſt wirklich unbegreiflich, daß heute noh die Inder in ihnen heilige Geſchöpfe ſehen und ſie deshalb pflegen und hegen, als wären ſie wirklih Halbgötter.

Bei der außerordentlihen Wichtigkeit, welche die Erforſhung der Affen und ihrer Beziehungen zum Menſchen neuerdings gewonnen hat, darf ein nohmaliger Nü>bli> auf ein vergangenes Volk und ſeine Anſchauungen über unſere nächſten Verwandten als der beſte Schluß des vorſtehenden erachtet werden. Jh verdanke das Folgende meinem verehrten Freunde Dümichen, einem unſerer Altertumsforſcher, welcher die Güte gehabt hat, mir in kurzer Zuſammenfaſſung mitzuteilen, was die Denkmäler der Pharaonenzeit in Bezug auf die den alten Ägyptern bekannt geweſenen und von ihnen zur Darſtellung gebrachten Tiere uns berichten.

„Während die ſteinernen Urkunden an den Außen- und Fnnenwänden altägyptiſcher Tempel uns vorzugsweiſe Ägyptens Stellung in der Weltgeſchichte erkennen laſſen; während hier in Bild und Schrift die mehr als dreitauſendjährige Geſchichte jenes wunderbaren Volkes uns vorgeführt wird, des Volkes, welches vor Jahrtauſenden am Ufer des Nils wohnte, groß an politiſher Macht und das erſte ſeiner Zeit an Kunſt und Wiſſenſchaft; während die Tempel uns vorzugsweiſe von dem Staatsleben der alten Ägypter und von ihrem religiöſen Dichten und Trachten erzählen und uns beſtätigen, was Griechen und Nömer preiſend berihten über die Weisheit altägyptiſcher Prieſter: ſind es ſeltſamerweiſe gerade die Darſtellungen und Juſchriſten, mit denen die Wände der Grabkapellen geſhmüd>t ſind, welche das Leben des alten Ägypters und ſeine Freude am Leben in anſchaulichen Bildern vorführen. Was der Verſtorbene beſaß, was er erlebt und geliebt, was ſeinen Geiſt beſchäftigte und was ſein Herz erfreute — alles das ſehen wir in ſeinem Grabe, ſoweit es eben bildli ſi darſtellen ließ, zur Darſtellung gebracht. Unter den lebensvollen Bildern nun, welche, überall an den Wänden ägyptiſcher Grabkapellen uns entgegentretend, von einer in nebelhafter Ferne hinter uns liegenden Vergangenheit uns erzählen, nehmen faſt immer einen hervorragenden Plat die in mannigfachſter Abwechſelung dargeſtellten Szenen aus dem Tierleben ein. Man ſieht, wie der ägyptiſche Künſtler mit einer beſonderen Vorliebe immer und immer wieder gerade bei dieſem Gegenſtande ſeine ſchöpferiſche Thätigkeit hat walten laſſen. Hier exbli>en wir z. B. den Jnhaber des Grabes, wie er den ganzen Reichtum ſeiner Herden an ſi< vorüberziehen läßt, dort iſt Vogel- und Fiſchfang abgebildet; hier