Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

54 Erſte Ordnung: Affen.

wird uns eine Jagd auf Löwen, Antilopen und Gazellen vorgeführt; dort ſehen wir, wie man den großen Niltieren, dem Krokodile und Nilpferde, zu Leibe geht und anderes mehr. Dieſe zumeiſt dur< hieroglyphiſche Beiſchriften noch weiter erläuterten Tierbilder, in denen der ägyptiſche Künſtler die einzelnen Tiere in ihrer bezeihnendſten Eigentümlichkeit, und zwar niht ſelten mit dem glüli{hſten Erreichen der Naturwahrheit, zur Anſchauung bringt, dieſe reichen tierkundlihen Beiträge von ſeiten der Denkmäler darf die naturforſchende Wiſſenſchaft der Gegenwart entſchieden niht außer aht laſſen, und ſehr zutreſfend bemerkt der um die Auffärung des ägyptiſchen Altertumes ſo hoh verdiente Brugſch. in Bezug hierauf an einer Stelle ſeiner Schriften: „Dieſe Art ſteinerner Bilderbücher, welche ſih in alten Gräbern der älteſten geſchihtlihen Epoche Ägyptens, und man kann ſagen der Menſchengeſchichte, überhaupt wiederfinden — und, wie ih hinzuzufügen mix exlaube, auh auf den Denkmälern des neuen Reiches keineswegs ganz aufhören — ſind von einem hohen Werte für den Forſcher, ſie gewähren ihm in der leichteſten Weiſe gemalte Wörterbücher, genauer und ſicherer, als es jede andere ſchriftliche Überlieferung thun könnte. Sie geben ferner bedeutſame Winke über das älteſte Vorkommen und die Verbreitung der Haustiere und bieten nach dieſer Seite hin der Geſchichte der Naturforſchung einen unſchäßbaren Stoff.“

„Aus der Ordnung der Affen finden wir und zwar in zahlreichen Beiſpielen den Mantelpavian oder Hamadryas und den Babuin abgebildet. Selten, aber doh einige Male fommen beide Meerkaßen des Oſtſudan, Nisnas und Abulandj der heutigen Araber, vor. Jn den Wandgemälden der Grabkapellen, welche dem Totenacfer des alten Memphis angehören, in den Felſengräbern von Beni- Haſſan, in der thebaniſchen Nekropolis und anderen Grabdenkmälern begegnen uns Darſtellungen des erſtgenannten Affen, ebenſo auf Tempelwänden. Doch ſehen wir hier faſt immer nur das Männchen, deſſen Bedeutung hier ſtets eine mythologiſche iſ und zwar meiſtens in Beziehung zum Monde ſteht, natürlich abgeſehen davon, wo das Bild desſelben in den Fnſchriften der Tempel als einfaches Schriſtzeichen von mancherlei Bedeutung erſcheint. Ganz allerliebſt, mitunter geradezu meiſterhaft ausgeführt ſind die kleinen aus verſchiedenen Steinen geſchnittenen Figuren, einen ſißenden Hamadryas darſtellend, von denen man in allen ägyptiſhen Muſeen Europas mehrfache Stücke findet. Da weder der Hamadryas noch der Babuin in Ägypten heimiſch ſind, und ebenſowenig die beiden Meerkaßen der Tierwelt des unteren Nillandes angehören, ſind wir dur das Vorkommen derſelben ſchon auf ſolhen Denkmälern, welche teils no< aus den älteſten Zeiten, teils aus dem Mittelalter des altägyptiſchen Reiches herrühren, zu dem Schluſſe bere<htigt, daß bereits in jenen Urzeiten der Geſchichte, aus denen die gedahten Denkmäler ſtammen, ein Verkehr zwiſchen Ägypten und dem Heimatslande unſerer vier Affenarten beſtanden haben muß. Und weiter ſchließen wir, daß dieſer Verkehr wohl damals ſhon vorzugsweiſe dur die Shiffahrt auf dem Roten Meere vermittelt worden ſein wird, wie das denn auh in der That einzelne Tempelinſchriſten geſchichtlichen Jnhalts, auf welche wir ſpäter no näher zurü>kommen werden, zu beſtätigen ſcheinen. Das Vorkommen unſeres Affen auf den älteſten ägyptiſchen Denkmälern liefert alſo mehrmals den Beweis von einer uralten Verbindung Ägyptens mit dem fernen Süden und Südoſten und von einer vielleicht ſchon im 3. Jahrtauſend vor unſerer Zeitrehnung ſtattgehabten Schiffahrt auf dem Roten Meere.

„Was nun insbeſondere die erſte der vier auf den Denkmälern abgebildeten Affenarten, eben unſeren Mantelpavian, betrifft, ſo lautet die hieroglyphiſhe Schreibung desſelben: An, Anin, Anan, Anân, welche Bezeichnung, wenn man ſie wörtlih überſeßen wollte, ſo viel bedeutet als Nachahmer, Nachäſſer, weshalb denn auch dieſes Wort mit dem gleichbedeutenden „Uten“, einer anderen Benennung des Hamadryas, ganz allgemein für alle Afenarten in den Jnſchriſten gebraucht wird. Wir haben demgemäß in dem altägyptiſhen Anin oder Anuin beſſex ganz dieſelbe Ableitung wie in unſerem Worte: Affſe; denn es dürfte