Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Der Afffe in altägyptiſcher Bilderſchrift. 55 wohl keinem Zweifel unterliegen, daß das in Rede ſtehende herzuleiten iſt von der Wurxzel An mit der Grundbedeutung, einen Gegenſtand dur<h Nachahmung in irgend einer Weiſe dur Bild oder Wort darſtellen, woraus denn, durchaus dem Geiſte des altägyptiſchen Sprachbaues entſprechend, alle jene ſcheinbar ſo verſchiedenen, aber nihtsdeſtoweniger ſämtli auf die angegebene Wurzel zurü>gehenden Bedeutungen entſtanden, in denen nun das Wort je nah dem Zuſammenhange und je nah dem Determinitiv, d. h. demjenigen Zeichen, welches gleichſam als eine Erklärung und nähere Beſtimmung der voranſtehenden Wurzel noch angefügt wird, in den Fnſchriften erſcheint als Nachbilden, Nahahmen, Nachahmer, Malen, Maler, Beſchreiben, Schreiber, Schreibtafel, Schrift. Bemerkenswert iſt, daß in der ſpäteren Zeit unter der Ptolemäerherrſchaft, wo man ſi< mit den Bilderſchriftzeichen allerlei Schreibſpielereien erlaubte, in den Fnſchriſten zuweilen geradezu das Bild eines ſißenden Mantelpavians, welcher den Griffel oder die Nohrfeder in der rehten Hand hält, für das Wort Schreiben, Schreiber, Schrift, eintritt. Noch glaube ih hier niht unerwähnt laſſen zu dürfen, eine in betreff der Unterſcheidung und Namensfeſtſtellung des Hamadryas oder Babuin äußerſt lehrreihe Abbildung an einer Wand des oberägyptiſchen Terraſſentempels, des von Teir el Bahheri, auf der Weſtſeite von Theben, in welcher uns eine im 17. Fahrhundert vor unſerer Zeitrehnung von Ägypten aus na< Arabien unternommene Seereiſe vorgeführt wird. Jn meiner „Flotte einer ägyptiſchen Königin! habe ich dieſe geſhihtli< wichtige Darſtellung zur Mitteilung gebracht, und gibt uns Tafel 2 derſelben die Belaſtung der ägyptiſchen Flotte mit den fremdländiſchen Erzeugniſſen. Die alten Ägypter verſäumten es ſelten, ihre Wandgemälde durch hieroglyphiſche Beiſchriften noh beſonders zu erläutern; ſo finden wir denn auh eben zur Seite der Schiffe eine Erklärung, in welcher uns unter anderem ein ſorgfältiges Verzeihnis der Schifferladungen, gewiſſermaßen der Frachtbrief, gegeben wird. Dieſe Fnſchrift lautet in wörtlicher Überſezung: ,Das Belaſten der Schiffe mit einer großen Menge von Koſtbarkeiten des Landes Arabien, allerlei wohlriehenden Hölzern, Haufen von Weihrauchharz, mit grünenden Weihrauchbäumen (man ſieht, wie dieſelben, in Holzkübel gepflanzt, von je ſehs Männern auf die Schiffe getragen werden), mit Ebenholz, mit reinem Elfenbein, mit Gold und Silber aus dem Lande der Hirten, mit dem foſtbaren Taſchepholze und Kaſſierinde, mit Ahemweihrau<h und Meſtemſhhminke, mit Ananaffen (Hainadryas), Kafuaffen (Babuin) und Taſemtieren (Wüſtenluchſen), mit Fellen von Panthern des Südens, mit Weibern und ihren Kindern.“ Niemals iſt eine Zufuhr gemacht worden gleich dieſer von irgend einem Könige ſeit Erſchaffung der Welt.

„Die meiſterhafte Vollendung in der Ausführung dieſer Wandſkulpturen und die überraſchend treue Nachbildung der beiden Affen, welche den Worten „Anan‘ und „Kafu: hier nacgeſeßt ſind, ſtellen es außer Zweifel, daß wir in dem Anan den Hamadryas und in dem Kafu den Babuin vor uns haben. Das alte ägyptiſche Kafu iſt übrigens, was Beachtung verdient, kein ägyptiſhes Wort, ſondern wohl dem Jndiſchen entlehnt, wo es im Sansfrit und Malabariſchen als „Kapi“ erſcheint, und offenbar iſt aus ihm das hebräiſche Kof“ entſtanden. Dieſer Kafu der heiligen Jnſchriften, der „Kof“ der Bibel welcher gez legentlih einer Salomoniſchen Ophirfahrt erwähnt wird, iſ alſo, wie die oben beſprochene Tempelinſchrift den klaren Beweis liefert, der Vabuin und nicht, wie man bisher angenommen, der Hamadryas. Die hieroglyphiſchen Bezeihnungen für die übrigen Arten, die Meerkaßzen nämlich, wage ih. mit Beſtimmtheit niht anzugeben, da in den wenigen Darxrſtellungen, welche mix von dieſen Tieren bekannt ſind, die Beiſchrift fehlt. Der Name mag in einem von jenen Worten ſte>en, welche gelegentlih zur Bezeichnung des Affen in den Inſchriften gebraucht wurden.

„În dem zweifellos auf altägyptiſche Quellen zurü>kehrenden Werke des Hieroglyphenerflärers Horopollon, welches uns in der griechiſchen Überſezung eines gewiſſen