Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, стр. 181
Schlankaffen: Naſenaffe. Verbreitung. Freileben. 123
Der Kahau lebt geſellig auf Borneo. Über ſein Freileben wiſſen wix wenig. Wallace, welcher Gelegenheit hatte, unſeren Affen in ſeinen heimiſhen Wäldern zu beobachten, erwähnt ſeiner nux nebenbei: „An den Ufern des Fluſſes -Simunjon hielten ſih ſehr viele Affen auf, unter anderen der merkwürdige Naſenaffe, welcher ſo groß iſt wie ein dreijähriges Kind, einen ſehr langen Schwanz und eine fleiſhige Naſe, länger als die des di>naſigſten Menſchen, hat.“ Wurmh bemerkt ungefähr folgendes. Des Morgens und Abends ſammeln ſi zahlreiche Scharen auf den Väumen und an den Flußufern und erheben dann oft ein Geheul, wel<hes dem Worte Kahau ſehr ähnlih klingt und ihnen den eigentümlichen Namen verſchafft hat. Sie ſind {nell und gewandt und beſißen eine ungeheuere Fertigkeit im Springen und Klettern. Fhre geiſtigen Eigenſchaften ſind wenig bekannt, doh behauptet man, daß die Tiere ſehr boshaft, wild und tüiſh ſeien und ſih niht wohl zur Zähmung eigneten. Man ſagt, daß ſie, wenn ſie überraſ<ht werden, ſi<h auf den Bäumen verbergen, aber mit großem Mute ſih verteidigen, wenn ſie angegriffen werden. Wirklich ſpaßhaft iſt die Behauptung der Eingeborenen, daß die Kahaus beim Springen immer ihre Naſe mit den Händen bede>en ſollen, um ſie vor unangenehmen Zuſammenſtößen mit dem Gezweige zu ſhüßen. Fhre Nahrung kennt man nicht, darf aber vermuten, daß ſie auh keine andere als die der Sthlankaffen iſt. Die Dajaken ſollen fleißig Jagd auf die Naſenaffen machen, um ihr Fleiſch zu erhalten, welches ſie al3-wohlſ{<me>end ſchildern. Sie nennen die Tiere übrigens niht Kahau, ſondern Bakara, die Malayen aber Bakantan. „Die Naſenaffen“, ſhreibt mir Haßkarl, „welhe in den Fahren 1841 und 1842 im Pflanzengarten zu Buitenzorg auf Fava anlangten und dort gepflegt wurden, ſtarben ſehr bald, hatten aber freilih au< nicht genügenden Raum zu ausgiebiger Bewegung.“ Ob dies die einzige Urſache ihres Todes war, ſteht dahin; jedenfalls iſt dur<h Haßkarls Angabe bewieſen, daß Kähaus geraume Zeit im Käfige ſih halten laſſen.
Dies beſtätigt auh C. Bo in ſeinen Mitteilungen über ſie: „Dieſer Affe bewohnt die dichten Wälder an den Flußufern, aber niemals in großen Scharen, ſondern ſtets zu zweien und dreien, und wählt ſich die Wipfel der höchſten Bäume aus. Sie ſind langſam in ihren Bewegungen und laſſen ſih nicht leiht ſtören. Jh erinnere mit, daß mir bei einer Gelegenheit die Dajaken drei langnaſige Affen wieſen, die, außer Schußweite, ſih auf einem ſehr hohen Baume ſonnten. Die Wilden machten Lärm, aber die Affen beachteten es niht, bis ih einen Schuß auf ſie abfeuerte, worauf fie mit zwei weiten Sprüngen in dem dichten Laubwerke verſhwanden.“ Er ſagt, daß ſie gewöhnlih ruhig flichen, indem ſie mit einigen wohl abgemeſſenen, wenigſtens 20 Fuß weiten Säßen von Aſt zu Aſt ſpringen. „Sie nähren ſi<h von wilden Früchten und Blättern und erreichen eine bedeutende, oft eine gleihe Größe wie der Orang-Utan. (?) Von allen Affen, den Drang-Ütan vielleiht ausgenommen, ſind ſie am ſchwerſten in der Gefangenſchaft zu erhalten. Zunähſt iſt es ſ<hwierig, ſie an Reisnahrung zu gewöhnen, und außerdem ſcheinen ſie in der Gefangenſchaft zu verkümmern, wenngleich ſie von Natur niht ſehr rührig ſind. Sie erſcheinen überaus trübſelig, und ih ſah ſie lange Zeit in einer Stellung verharren, ohne daß ſie die leiſeſte Bewegung machten oder, ſelbſt wenn ſie gene>t wurden, irgend eine Grimaſſe oder ein Zeichen von Ärger zu erkennen gaben. Jn Buitenzorg zeigte mix Herr Teysmann drei, die er über 2 Jahre erhalien hatte; lange Zeit hatte er ihnen friſhe Blätter aus
dem Walde zu eſſen gegeben, ſie aber allmählih an Reis gewöhnt.“ Auth die afrikaniſchen Verwandten der ſchlanken Aſiaten, die Stummelaffen (Colo-
bus), ſind ſehr auffallende, dur eigentümliche Färbung, ſonderbare, aber ſ{<höne Mähnen und andere Haarwucherungen ausgezeichnete Tiere. Wie Jndien lebendiger und reicher iſt