Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, стр. 182
124 Erſte Ordnung: Affen; erſté Familie: Shmalnaſen (Hundsaffen).
-als das tro>ene Afrika, ſo ſind auh die Schlankaffen heller und lebhafter gefärbt als die
Stummelaffen, obwohl ih niht behaupten will, daß dieſe weniger ſ{<ön oder minder angenehm für unſer Auge wären “als jene. Fm ganzen ſind die Unterſcheidungsmerkmale zwiſchen beiden Gruppen nurx ſehr geringfügig. Die Stummelaffen zeihnen ſih hauptſächlich dadurch vor den Schlankaffen aus, daß ſie an den Vorderhänden außer den vier Fingern nur das ſtummelförmige Überbleibſel eines Daumens beſißzen. Der Leib der Stummelaffen iſt noh immer ſ{<lank und zierlih, die Schnauze kurz, der Shwanz ſehr lang, die unter ſih faſt gleihlangen Gliedmaßen ſind {hmähtig, Backentaſchen fehlen.
Unter dieſen Tieren dürfen wir ohne Zweifel den Guereza oder Guerieze und Fonges der Abeſſinier (Colobus guereza) obenanſtellen. Meiner Anſicht nach iſt er der ſchönſte aller Affen. Seine Färbung iſt eine außerordentlih angenehme, und ſeine Behaarung eine ſo eigentümliche und zugleich ſo zierliche wie kaum noch bei einem anderen Tiere. Das Verdienſt der Entde>ung des wunderſhönen Geſchöpfes gebührt unſerem ausgezeichneten Landsmanne Nüppell, welcher es während ſeiner Reiſe in Abeſſinien in der Provinz Godſchanm auffand und den im Lande gebräuchlihen Namen zum wiſſenſchaſtlihen mahte. Übrigens war der Affe ſchon früher bekannt; bereits Hiob Ludolf erwähnte ſeiner in einem ſehr ſchäßbaren Werke über Äthiopien, gab aber zu der ſchr mangelhaften Beſchreibung eine no< mangelhaftere, ja falſche Abbildung, und machte es dadur< den Kundigen unmöglich, das Tier als beſondere Art anzuerkennen und aufzuzeihnen. Auch ein anderer Reiſender, Salt, gedenkt des Guereza, gibt aber ebenfalls eine fehlerhafte Beſchreibung und eine Abbildung, zu welcher ex die Ludolfſche Zeihnung und die Bruchſtücke einer Haut, in deren Beſitz er zufällig gekommen war, benußte. Rüppell ſah den Guereza lebend und konnte ſo am beſten aus eigener Anſchauung über ihn berihten. Später haben auh andere Naturforſcher ihn beobachtet. Jh ſelbſt fand in den Händen eines Haſſanie am unteren Weißen Nil ein Fell desſelben, welches der Mann als Tabaksbeutel benußte, und erfuhr von dem Eigner, daß der Affe weiter ſüdlih keine8wegs zu den Seltenheiten gehöre. Auch Heuglin beobachtete ihn öfters in Abeſſinien und auf dem Weißen Fluſſe und erhielt ſichere Nachrihten über ſein Vorkommen in ganz anderen Gegenden Mittelafrikas, woraus hervorgeht, daß der Verbreitungskreis des Tieres viel größer ſein muß, als wir gewöhnlih angenommen haben. Fn der That fand ihn ſpäter Thomſon im Maſſailande, in der Landſchaft Kikuju, und na< Fohnſton au<h Hans Meyer niht nur "am Kilima Ndſcharo in etwa 1000 m Höhe, fjondern auch weiter ſüdli<h ziemli<h häufig in der Landſchaft Kahe, weſtlih vom Dſchibeſee, jenſeit der Uguenoberge. Meyer entſcheidet ſih dafür, daß die von ihm beobachteten und erlegten Guerezas, deren Schwanz faſt bis zur Wurzel mit einer langen weißen Fahne geſ<hmü>t iſt, von den abeſſiniſhen, an welchen, wie die Abbildung zeigt, der weiße Schwanzbehang nurx in Geſtalt einer großen Quaſte auftritt, wenigſtens als Spielart, yar. caudatus, unterſchieden werden önnen. =
Der Guereza iſt ein wirkli< herrlihes Tier. Von dem ſchön ſamtſ<hwarzen Leibe heben ſi<h Stirnbinde, Schläfegegend, die Halsſeiten, Kinn, Kehle ünd ein Gürtel oder eine Mähne ſowie eine Einfaſſung um die na>ten Geſäßſhwielen und die Shwanzſpiße, welche Teile weiß gefärbt ſind, prachtvoll ab. Jedes weiße Haar iſt aber auh vielfa<h braun geringelt, und hierdur< entſteht das ſilbergraue Ausſehen der Behaarung. Die Mähne, wie ih den Seitengürtel vielleiht nennen kann, hängt wie ein reicher Beduinenmantel zu beiden Seiten des Körpers herab und ziert ihn unbeſchreiblih. Fhre Haare ſind von größter Weichheit und_ Feinheit und dabei von bedeutender Länge. Der ſhwarze Pelz des unteren Körpers ſchimmert hier und da zwiſchen dem koſtbaren Behange hindurh; das Dunkelſchwarz ſticht lebendig ab von dem blendenden Weiß, und die dunklen Hände und