Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, стр. 183
Stummelaffen: Guereza. Schönheit. Aufenthalt. 125
das dunkle Geſicht ſtehen hiermit ſo vollkommen im Einklange, daß unſer Affe wohl den Preis der Schönheit verdienen dürſte. So viel Willkür, wenn ih mich ſo ausdrü>en dürfte, in der Bekleidung ſi< ausſ\pricht, ſo zierlih und anmutig iſt dieſelbe. Die Leibeslänge beträgt 0,70 m, die Shwanzlänge ohne Quaſte 0,75 m.
Der Guereza findet ſih, wie mir Shimper mitteilte, vom 13. Grade nördlicher Breite an überall in Abeſſinien, am häufigſten in einem Höhengürtel von 2000—3000 m über dem Meeresſpiegel. Hier lebt er in kleinen Geſellſchaften von 10—15 Stücken auf ho<hſtämmigen Väumen, gern in der Nähe Uarer fließender Gebirg8gewäſſer und häufig auch unmittelbar neben den einſam im Schatten geheiligter Bäume ſtehenden Kirchen. Eine
Guereza (Colobus guereza). ?1o natürl. Größe.
Wacholderart (Juniperus procera), welche, im Gegenſaße zu der bei uns waſenden, Èo rieſenhafte Verhältniſſe zeigt, daß ſelbſt unſere Tannen und Fichten neben ihr zu Zwergen herabſinken, ſcheint ihm ganz beſonders zuzuſagen: jedenfalls ihrer au< unſerem Gaumen behagenden Beeren halber. Er iſ, wie mein Berichterſtatter mit beſonderem Ausdru>e ſagte, „ein im allerhöchſten Grade behendes Tier“, welches ſich mit geradezu wunderbarer Kühnheit und Sicherheit bewegt. Wo der Guereza keine Nachſtellungen erleidet, iſt er, laut Heuglin, niht ſcheu und bellt und kreiſcht mit kaßenartig gebogenem Rücken den, welcher ihn aus ſeiner Nuhe ſtört, gemütlih an. Verfolgt zeigt er ſich in ſeiner ganzen Schönheit. Mit ebenſo großer Anmut als Leichtigkeit, mit ebenſoviel Kühnheit als Berehnung ſpringt der ſo wunderſam geſhmüdte Geſell von Zweig zu Zweige oder aus Höhen von 15 m in die Tiefe hinab, und der weiße Mantel fliegt dabei um ihn herum, wie der Burnus eines auf einem arabiſchen Pferde dahinjagenden Beduinen um Roß und Reiter weht. Übrigens fommt ex nur dann auf den Boden herab, wenn die Verfolger ihm ſehr nahe auf den Leib rüden; als vollendetes Baumtier findet er in ſeiner luftigen Höhe alles, was er bedarf. Seine Nahrung iſt die gewöhnliche der Baumaffen: Knoſpen, Blätter, Blüten, Beeren,