Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1, стр. 185
Stummelaffen: Guereza, Bärenſtummelaffe und Teufelsaffe. 127
Man bezahlte in Gondar, der abeſſiniſchen Hauptſtadt, ein ſolhes Fell mit einem Speziesthaler, einer Summe, für welche man 5—6 fette Schafe einhandeln kann. Gegenwärtig iſt jener Zierat bedeutend im Werte geſunken: die beſchriebenen Schilde ſind glü> licherweiſe niht mehr gebräuhlih; — glü>liherweiſe, ſage ih, weil ih hoffe, daß deshalb ein ſo anziehendes Geſhöpf vorderhand no< der abſcheulihen Vernichtung8wut entgeht, mit welcher der Menſch überall „ſeinen erſtgeborenen Brüdern“ entgegentritt.
Heuglin beſaß ein lebendes Junges, war aber nicht im ſtande, dasſelbe zu erhalten, troßdem er ihm die beſte Pflege zu teil werden ließ. Auch in den Hütten der Landeseingeborenen ſicht man gezähmte Guerezas nicht; es ſcheint alſo ſ{<wierig zu ſein, ihnen die rete Pflege angedeihen zu laſſen. Nach Europa iſt, ſoviel mir bekannt, nur ein einziger Guereza lebend gebraht worden; er ſtarb kurz nah ſeiner Ankunft.
Auf eine Anfrage ſind von Hans Meyer über den ſüdlichere Gebiete bewohnenden Guereza, var. caudatus, folgende Mitteilungen eingegangen: „Jn dem hochſtämmigen Galeriewalde von Kahe habe ih Guerezas mehrfa<h in kleinen Banden angetroffen und zwar immer nur auf der rieſenhaften Juniperus procera, die dort häufig iſt. Jn die Pflanzungen oder Felder kommt nah Angabe der Eingeborenen der Affe nie. Von weitem iſt die Anweſenheit einer Guerezabande erkennbar an einem eintönigen ſingenden Summen, das in wechſelndem Anwachſen und Abnehmen von den zuſammenſißenden Familiengliedern ausgeht. Näher kommend, kann man die prachtvollen Geſellen in Banden von 4—8, alte und junge, in den hohen Wipfeln teils ruhig verdauend und ſummend, teils von den jungen Trieben und Beeren des Wacholderbaumes naſchend, in Muße beobachten. Wird der Beobachter entde>t, ſo ſ{hweigt die Geſellſchaft plößlich; leiſe du>en ſie ſih hinter dicht: belaubte Zweige oder Stammteile und bli>en unverwandt herab, ohne aber zu fliehen. Das führende Männchen kommt jedo< behutſam näher, wendet ſih unruhig nach der verdächtigen Erſcheinung und ſtößt in kurzen Pauſen einen Warnruf aus, der wie das Balzen eines Puters, gefolgt von einem mehr oder minder langen Da‘, lingt. Auf einen Schuß erfolgt allgemeiner raſcher Rückzug, keine eigentliche Flucht, und prächtig ſieht es aus, wenn bei den langen Sprüngen die weißen Mäntel und Schwänze wallen. Der Affe ſcheint dann wirkli zu fliegen.
„Dex Geſchoſſene muß ſchwer getroffen ſein, um zu fallen. Deshalb jagen ihn die Eingeborenen ſelten, obwohl von den Maſſai das Fell für ihre Mäntel ſehr geſucht iſt.“
Zwei auf nebenſtehender Seite dargeſtellte Mitglieder der Gattung ſind der Bärenſtummelaffe (Colobus ursinus) und der Teufelsaffe (Colobus satanas).
Erſterer unterſcheidet ſih vom Guereza durh-den Mangel des weißen Mähnengürtels, welcher dur das lange und flatternde, grobe, hmußig fahlgelbe und ſhwarz gemiſchte Haar eben nur angedeutet wird, die längere Körperbehaarung und den faſt fahnenloſen Schwanz. Fn der Größe und ebenſo in der Lebensweiſe ſtimmt er ſo ziemlih mit dem Guereza überein; ſeine Heimat aber iſt der Weſten Afrikas: er findet ſih in den Wäldern Oberguineas und auf Fernando Po. Pechuel-Loeſche erhielt ihn dort mehrmals zum Kaufe angeboten, ſtand aber davon ab, die Tiere nah Europa überzuſühren, weil ſie ſämtlich ſtets ſhon kränklih und re<ht ſhwa<h waren.
Der Teufelsaffe, welcher einfarbig ſhwarz iſt und hauptſählih auf Fernando Po lebt, wird von einzelnen Forſchern, aber wohl mit Unrecht, als bloße Spielart des Bärenſtummelaffen angeſehen.
Afrika beherbergt nicht nur die größten, die Élügſten und die häßlichſten Affen der Alten Welt, ſondern auch die ſchönſten, netteſten und gemütlichſten. Zu dieſen gehört unzweifelhaft