Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

NON Alfred Edmund Brehm.

hatte. Man fuhr aus dem Vlauen in den Weißen Fluß bis zum Dorfe Torrah, wo Brehm und Baron Müller, von heftigen Fieberanfällen gepeinigt, niht ohne Bangen der Landreiſe entgegenſahen, die am 9. März angetreten wurde und ſie bald ins Fnnere des glühenden und ungeſunden Kordofan brachte. Nach einem längeren Aufenthalte in El Obeid zogen ſie weiter, und es wurde ſogar ein Vordringen bis zum Lande der Takale-Neger (12 Grad nördlicher Breite) geplant, welches zum Glüe für den bereits ſchwer am Fieber leidenden Brehm niht zur Ausführung kam. Die Ausbeute an Adler-, Falken- und Geierarten ſowie an Prachtvögeln der Wälder war zwar ſehr ergiebig, und auch ſonſt wäre der Aufenthalt lehrreih und romantiſch genug geweſen, denn Hyänen“ und Leoparden umkreiſten allnächtlih die Dörfer, und mehrmals raubten ſich Löwen, die nicht wie die erſteren von den Hunden zurü>gewieſen wurden, ihre Beute aus dem Vieh der Hürden. Aber das mörderiſche Klima zwang die Reiſenden, nah 4 Monaten umzukehren, und es war die höchſte Zeit geweſen, denn Brehm ſtand auf der Nü>reiſe dur<h die Wüſte auf dem Rücken ſeines Kamels ſo entſeßlihe Qualen aus, daß er niht glaubte, mit dem Leben davonzukommen.

„Flehentlih beſ<hwor i< den Baron und die Bedienten, mir einige Tropfen Waſſer zu übergeben, „denn weiter bedürfe ih ja doh nichts mehr‘, und mi< dann meinem Schickſale zu überlaſſen; nur ſolle man mich nicht fort und fort auf jene Folter, den Sattel, zurü>treiben. Jh erinnere mih niht, mi<h jemals unglü>licher gefühlt zu haben. Wenn mich der Baron oder der alte ehrliche Giterendo (ein zu Obeid in Dienſt genommener Nubier) von neuem zum Neiten zwangen, glaubte ih meine ärgſten Feinde vor mir zu ſehen, und doch thaten gerade ſie alles, was in ihren Kräften ſtand, um mix meinen qualvollen Zuſtand zu erleichtern.“ Gleichwohl wurden die Zwiſchenzeiten der Anfälle zu Beobachtungen ausgenußt. Endlich wurde der Bahr el Abiad erreicht, deſſen Wellengeplätſcher den Reiſenden wie Himmelsmuſik erklang. Binnen 2 Tagen brachte ſie ein Schifflein nah der Hauptſtadt Oſtſudans zurü>k, und niht einmal die Fülle der verſchiedenartigſten Vögel die den Fluß bede>ten und faſt unwiderſtehlih zur Jagd einluden, konnte ſie auf ihrem Wege zurückhalten. Froh, dem mörderiſchen Klima entronnen zu ſein, ſehnten ſie ſih na< dem Umgange gebildeter Menſchen und vernahmen in Chartum ſtaunenden Ohres die Umwälzungen, welche inzwiſchen- (im Frühjahre 1848) ſih im alten Europa vollzogen hatten.

Obwohl die nunmehr anbrechende Regenzeit noch eine reihlihe Vermehrung der Sammlungen verſprach, mußte der zweite Aufenthalt in Chartum des Fiebers wegen abgekürzt werden, und die Reiſenden, denen der Generalgouverneur zwei für Ägypten beſtimmte Barken zur Verfügung ſtellte, traten mit ihren Sammlungen und ihrer zu den mannigfachſten Studien Anlaß bietenden Menagerie lebender Tiere am 28. Auguſt die Rüreiſe nah Ägypten an; ſie gewährten dabei einem aus8gedienten türtiſhen Soldaten, Ali, in wel<hem Brehm für ſeine ferneren Reiſen einen getreuen Diener erwarb, das erbetene Pläßchen auf den Schiffen. Mit Lebensgefahr wurden die Katarakte paſſiert, ſogar der große Katarakt von Wadi Halfa, obwohl alle von dem Wagniſſe abrieten, dem ſi< no< kein Europäer ausgeſeßzt hätte, und bei welchem ſelbſt geſhi>te nubiſhe Shwimmer oft das Leben verlören.

Weiterhin wurden noch die Krokodilkatakomben bei Monfalut beſu<ht und daraus die Sammlungen um mehrere Menſchen- und Krokodilmumien bereichert, wobei Brehm, der