Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

NXNVTTL Alfred Edmund Brehm.

welchen Gefühlen die Reiſenden am 14. Mai weiterzogen, kann man ſi< vorſtellen; die Frage, ob itgend einer von ihnen die Heimat wiederſehen würde, wih monatelang nicht aus ihren Gedanken. Auch für die Expedition an ſi< war der Tod des älteren Brehm ein unerſeßliher Verluſt, denn er war ein überaus eifriger Sammler und hatte jene Liebe und jenen Bli>k für das Kleinleben in der Natur, die dem jüngeren Brehm gemangelt zu haben ſcheinen, wenigſtens findet man in ſeinen Reiſewerken nur ausnahmsweiſe eines Käfers oder Schmetterlings gedacht, die doh in jenen warmen Zonen einen ſo auffälligen Beſtandteil des Tierlebens ausmaqhen.

Am 13. Juni erreichte die Karawane nah mancherlei Beſchwerniſſen Chartum, fand bei den alten Freunden Brehms einen herzlihen Empfang und auch von ſeiten des inzwiſchen eingeſeßten neuen Generalgouverneurs der Königreiche des Sudan, Abd el Latif Paſcha, eine gute Aufnahme. Der lettere, ein als Sklave na< Konſtantinopel und ſpäter nah Ägypten gelangter, im Dienſte des Vizekönigs Mohammed Ali emporgekommener Tſcherkeſſe, hatte inzwiſchen mit kräftiger Hand der bei Brehms erſtem Aufenthalte vorhandenen Unordnung und dem rein auf perſönlichen Erwerb gerichteten Ausbeuteſyſtem der einheimiſchen Wichtigkeit, daß er ſich bald die entſchiedene Gunſt dieſes no< jungen, zwar herrſ{hſüchtigen und ſtrengen, aber, wie wir ſehen werden, auch freigebigen und großdenkenden Mannes erwarb. Die mitgebrachten Mittel waren bereits zu Ende gegangen, aber ſobald es ihm gelungen war, eine fleine Anleihe aufzunehmen, trat Brehm im September einen ſe<hswöchentlichen Fagdausflug in die Wälder am Blauen Nil an, welcher ſih dur< reihe Ausbeute belohnte. Allerdings ſtellte ſi<h au<, wie vorauszuſehen, das Fieber wieder ein, und der in Chartum zurü>gebliebene Dr. Vierthaler erſhrak über das Ausſehen Brehms, als dieſer Ende Oktober von ſeinem Ausfluge zurückkehrte.

Da inzwiſchen weder der Baron von Müller in Perſon no< eine Sendung von demſelben eingetroffen war, ſo geriet Brehm bald in die höchſte Geldverlegenheit, und er wäre unrettbar ſ{limmen Wucherern in die Hände gefallen, wenn ſi<h niht der eben erwähnte Gouverneur Latif Paſcha auf das uneigennügigſte ſeiner angenommen und ihm die Summe von 5000 Piaſtern ohne Zinſen vorgeſtre>t hätte. Kaum war das Fieber wieder bezwungen, als Brehm, diesmal in größerer Geſellſchaft, darunter au< Dr. Vierthaler, einen neuen Jagdausflug in die Tropenwälder am Blauen Fluſſe unternahm, der 3 Monate dauerte und ſi weit über Sennar hinaus, bis nah Roſaires, der ehemaligen Hauptſtadt der Fungi, ausdehnte und die kühnſten Hoffnungen, die er ſih jemals in ſeinen Fugendträumen von dem Vogelleben der wärmeren Länder ausgemalt haben mag, verwirklichte. Man beobachtete und erbeutete die ſeltenſten Vögel, hörte allnächtlih den Löwen in der Nähe des Lagers, ſah Elefantenherden und Affengeſellſhaften und machte Jagd auf Krokodile und Nilpferde, wobei Brehm einmal in Gefahr geriet, der Verfolgung eines gereizten Hippopotamus zum Opfer zu fallen. Mehr als 1400 Vogelbälge bildeten die Ausbeute dieſes Fagdausfluges am Blauen Nil.

Bald nach ihrer Rückkehr na< Chartum (März 1851) langte der neuernannte öſterreihiſe Konſul, Dr. Konſtantin Reit, deſſen Bekanntſchaft Brehm bereits in Alexandrien