Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Alfred Edmund Brehm. NNNT

Perſonen wurde dann no< ein Ausflug nah dem Noten Meere und Sinai, ſodann ein Jagdzug in Ägypten unternommen, und hierauf wurde die Abreiſe zur langentbehrten Heimat gerüſtet.

Am 30. April 1852 reiſte Brehm mit ſeinen toten und lebenden Naturſchäßen, zu denen noch eine für den Berliner zoologiſchen Garten beſtimmte Sammlung lebender Tiere gekommen war, deren Überführung er auf Anſuchen des preußiſchen Konſulats übernommen hatte, von Kairo ab und kam nach einem längeren Aufenthalte in Alexandrien am 28. Mai in Trieſt an, woſelbſt ein ihm entgegengeſandter Tierwärter die für Berlin beſtimmten Tiere in Empfang nahm. Nachdem er ſeine reihen Sammlungen größtenteils in Wien verkauft und von ſeiner treuen Bachida zärtlihen Abſchied genommen hatte, kam er am 16. Juli 1852 wieder in ſeiner thüringiſhen Heimat an und konnte nah mehr als fünfjähriger Abweſenheit ſeine teueren Eltern und Geſchwiſter wieder ans Herz drücken. Übrigens hatte er einige ſeiner lebenden Andenken an den {warzen Weltteil behalten, und man mag in dem betreffenden Kapitel nachleſen, welche loſen Streiche eine der Meerkaßen in dem thüringiſchen Pfarrhauſe anſtellte, wie ſie die Hühnereier ſtahl und die Speiſekammer plünderte und mit dem Milchtöpf<hen auf einen Baum flüchtete, um es con amore zu leeren. „Anfangs warf er (Haſſan) die ausgeleerten Töpfe achtlos weg und zerbrach ſie dabei natürlich faſt immer; dafür wurde er beſtraft, und zu dem innigen Vergnügen meiner Mutter brachte er ihr nun regelmäßig die leeren, aber unzerbrohenen Töpfchen wieder.“

Es iſ natürlich, daß der lange Aufenthalt in Ägypten und Funnerafrika von dem bedeutſamſten Einfluſſe auf Brehms ferneren Lebensgang wurde und die alten Lebenspläne vollſtändig umſtürzen mußte. War auch die Expedition und er ſelbſt zu mangelhaft vorbereitet geweſen, um zu bedeutenden wiſſenſchaftlihen Ergebniſſen zu führen, ſo wurden doch die Beobachtungen, die er auf der Jagd und in ſeiner Behauſung an den gefangenen Tieren anſtellen konnte, für die Richtung ſeiner ferneren Studien beſtimmend. Von einer Fortſezung ſeiner Architektenlaufbahn konnte ſelbſtverſtändlich keine Rede mehr ſein; er befuchte vielmehr die Univerſitäten Jena und Wien (1853—56), um ſi<h gänzlih dem Naturſtudium zu widmen. Obwohl bereits in der Mitte der Zwanziger ſtehend, hatte er damals den Sinn für das muntere Studententreiben noh niht verloren, trat bei den „Sachſen“ ein und machte dur<h die wunderliche Geſellſchaft von Affen und anderen mitgebrachten afrikaniſchen Tieren, die er auf ſeiner „Bude“ hielt, tiefen Eindru> auf die jenaiſhen Philiſter, bei denen er unter dem Namen „Pharao“ bekannt wurde. Schon in dieſer Zeit war er vielfach litterariſ<h thätig, veröffentlichte namentli<h ornithologiſche Beobachtungen in den Fachzeitſchriſten und nahm 1853 an der Gründung der „Deutſchen Ornithologiſchen Geſellſchaft“ thätigen Anteil. Er veröffentlichte in derſelben Zeit ſeine „Neiſeſkizzen aus Nordoſtafrika“ (Jena 1855, 3 Bände), die niht nur reich ſind an Reiſeabenteuern, Naturund Jagdſchilderungen, namentlih was die Vogelwelt anbetrifft, ſondern auch für die Ethnologie wertvolle Beobachtungen über Charakter, Leben3weiſe, Sitten 2c. der Bevölkerung von Ägypten, Nubien, Sennarx und Kordofan enthalten. Auf dem Titel des Werkes erſcheint der neuernannte Doktor der Philoſophie bereits als Mitglied der kaiſerlich leopoldiniſh-karoliniſchen Akademie und anderer gelehrter Geſellſchaften“.