Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

NANNT Alſred Edmund Brehm.

Schon im näthſten auf die Vollendung dieſes Buches und ſeiner Studien folgenden Jahre (1856) trat er mit ſeinem Bruder, dem noch jeßt in Madrid lebenden Arzt Dr. Reinhold Brehm, dem Verfaſſer des „Fnkareiches“, der ebenfalls ein tüchtiger Jäger und Tierbeobachter geworden war, eine Reiſe nah Spanien an, die durch den Verkehr mit Gebirgsjägern, Schmugglern, Räubern und Ziegenhirten niht viel weniger abènteuerlih ausfiel als die im ſhwarzen Weltteile und wiederum reiche Früchte für die Erweiterung der Naturanſchauung und der Tierſtudien ſowie für die Sammlung des Vaters einbrachte.

Bald nach der Rückkehr aus Spanien nahm Brehm ſeinen Wohnſiß in Leipzig (1858), wo er in dem trefflihen Volks\chriftſteller E. A. Noßmäßler einen väterlichen Freund fand, mit dem er ſpäter „Die Tiere des Waldes“ (1863—67) gemeinſam herausgab, und 10 ſich die für beide Teile vorteilhafte Verbindung mit der „Gartenlaube“ anknüpfte, die den Namen des jungen Neiſenden zuerſt in weiteren Kreiſen bekannt machte und mehrere Jahrzehnte überdauert hat. Ernſt Keil, der geniale Schöpfer und Leiter dieſer ehemals erfolgreichſten aller illuſtrierten Wochenſchriften, wußte, was er an dem neuen Mitarbeiter gewonnen, und gab bereitwillig die Mittel dazu her, daß Brehm die im Herzen Deutſchlands begonnenen und in der Nähe des Äquators fortgeſezten Studien zu ſeinem „Leben der Vögel““ angeſichts der Vogelberge des hohen Nordens zu einem vorläufigen Abſchluß bringen fonnte. Er ging bis na< Norwegen, Lappland und dem Nordkap. Das poetiſch geſtimmte „Leben der Vögel“/, zu dem ex ſo die Skizzen in Süd und Nord geſammelt, erſchien zuerſt 1861 und ſpäter in neuer Auflage, während inzwiſchen beſtändig Einzelſchilderungen in der „Gartenlaube“ und in Roßmäßlers „Aus der Heimat“ wie au<h wiſſenſchaftliche Abhandlungen in der „Naumannia“ und in Cabanis? „Fournal für Ornithologie“ veröffentlicht wUrden.

Es fam nun darauf an, ſich einen eigenen Herd zu gründen, und um ſi< dafür eine feſte Einnahme zu ſichern, nahm Brehm eine Anſtellung als Lehrer der Geographie und Naturwiſſenſchaften am „modernen Geſamtgymnaſium““ des Dr. Rudolf Zille und an einer höheren Töchterſchule in Leipzig an und führte dann (1861) ſeine Braut Mathilde Reiz aus Greiz als Gattin heim. Die zierliche, behende Frau wurde im eigentlichen Sinne des Wortes der gute Genius ſeines Lebens, die Muſe ſeiner Sthriftſtellerthätigkeit. Wohl nur ſelten hat eine Schriftſtellerfrau mit ähnlichem eindringenden Verſtändniſſe, mit gleicher unvergängliher Bewunderung über Thun und Treiben, Arbeiten und Erholungen ihres Mannes gewacht wie dieſe Frau, die alles über ihn vermochte und ihn fogar, wenn der Augenbli> es erforderte, dazu brachte, daß er die bequeme „Fagdjoppe“ mit dem verhaßten Frate vertauſhte. Sie war eiferſüchtiger auf ſeinen Ruhm als ex ſelber.

Ein eigener Glüszufall fügte es, daß ſie ihn auf ſeiner nähſten wiſſenſchaſtlichen Reiſe begleiten konnte. Der Herzog Ernſt IT. von Sahſen-Coburg-Gotha rüſtete im Jahre 1862 einè Reiſe nah Ägypten und den Bogosländern, deren Abſicht nicht bloß dahin ging, ihm, der Herzogin und den begleitenden Fürſten die Anſchauung afrikaniſcher Kulturländer und Wildniſſe zu verſchaffen, die niht bloß Elefanten- und Löwenjagden gewähren, ſondern zugleich den Charakter einer wiſſenſchaftlihen Expedition annehmen ſollte. Brehm war nah den Bogosländern vorausgeeilt, um mit ſeiner Menſchenkenntnis, Sprachgewandtheit und