Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Pardel: Leopard. 461

jedo<h aus ſeinem Vaterlande vertrieben, weil man glaubte, daß derjenige, welcher ſih mit der Zähmung eines Löwen abgebe, auh die Menſchen ſih zu unterwerfen ſtrebe; Hadrian tötete im Zirkus oft 100 Löwen auf einmal; Marcus Aurelius ließ ihrer 100 mit Pfeilen erſchießen. Auf dieſe Weiſe wurden die Löwen ſo vermindert, daß man die Einzeljagden in Afrika verbot, um immer hinlänglich viele für die Kampfſpiele zu haben. Doch erſt mit der Erfindung des Feuergewehres {lug dem königlichen Tiere die Stunde des Verderbens.

4B

Schon ſeit Ariſtoteles und Plinius beſteht unter den Forſchern eine Meinungsverſchiedenheit hinſihtlih der ſyſtematiſchen Beſtimmung dreier altweltlihen Kaßen, der Pardel oder Parder, welche man Leopard, beziehungsweiſe Panther und Sundapanther genannt und bald als Abänderungen eines und desſelben Tieres, bald als beſondere Arten

betrachtet hat.

Dem „Leoparden“ („Felis pardus, Leopardus antiquorum, Felis leopardus“) ſchreibt man folgende Merkmale zu: Eine Geſamtlänge von 170—200 em, wovon der Schwanz 60—80 ecm wegnimmt. Der Kopf iſt groß und rundlich, die Schnauze wenig vorſpringend, der Hals ſehr kurz, der Leib kräftig, die Geſtalt überhaupt gedrungen; die Beine ſind mittelho<h und mäßig ſtark, die Pranken niht beſonders groß. Die Grundfärbung, ein blaſſes Nötlichgelb, dunkelt auf dem Rütten und geht in der Kehlgegend und auf der Vorderbruſt in Licht- oder Weißgelb, auf der Unter- nebſt Fnnenſeite der Gliedmaßen in Gelblichweiß über, erſcheint aber, weil die Fle>en klein ſind und ziemlih dicht ſtehen, verhältnismäßig dunkel. Über die Oberlippe verlaufen in wagerehter Rihtung 3—4 ziemlich breite ſ<warze Streifen; ein großer länglichrunder, ebenſo gerichteter Fle>en zieht ſi< um den Mundwinkel herum, ein kleiner ſenkreht geſtellter findet ſi< über jedem Auge; im übrigen ſind Geſicht, Scheitel, Na>ken, Kopf- und Halsſeiten, Shultern, Dber- und Unterarme, Schenkel und Beine auf der Außenſeite, Kehle und Vorderbruſt mit kleinen, in der Größe zwiſchen einer Erbſe und einer Walnuß ſ{<hwankenden, ſhwarzen, vollen, runden und rundlichen Fle>en dicht bede>t. Einige von ihnen laufen in der Schlüſſelbeingegend zu ſchief ſtehenden Querbinden, andere, und zwar ihrer 2 oder-3 auf den Schultern und Beinen, zu unregelmäßigen Tüpfeln zuſammen und werden hier dur<h ſ<hmale, ſih negartig zwiſchendur ziehende Streifen der Grundfärbung getrennt. Hierdurch bilden ſih gebrochene, im weſentlihen von oben nah unten verlaufende Reihen, während die Tüpfelung des Kopfes und Halſes durchaus unregelmäßig erſcheint. Einige wenige ſind geſäumt, d. h. umſchließen einen leinen Hof, wie dies bei allen Fle>en des Oberrü>ens, der Rumpfſeiten und des Oberſ{<wanzes in der Wurzelgegend der Fall iſt. Der Hof, welcher ſtets eine dunklere, in der Regel lihtrotgelbe Färbung hat, mird auf der Rü>enmitte, über welche ſih 2 oder 4 gleichlaufende Streifen ziehen, von einem ringförmigen oder zwei, meiſt zuſammenſfließenden Salbmondförmigen Fle>en eingefaßt, während ihn auf den Seiten, woſelbſt die Reihen eher nach der Quere als nach der Länge angeordnet ſind, 3—4, im lebteren Falle paarig ſtehende Mondfle>en umgeben. Der Schwanz iſ in der Wurzelgegend mit in die Länge gezogenen Hof- und Vollfle>en, gegen die Spiße hin nur mit leßteren ſehr unregelmäßig gezeichnet, an der Spigze unten aber faſt reinweiß. Die Zeichnung der Unter- und Fnnenſeite der Glieder endlich beſteht entweder aus einfachen oder doppelten Vollfle>en. Das Ohr iſt außen grauſhwarz, ein großer Fle>en nah der Spitze weißlich; das Auge hat grünlichgelbe Fris und runden Stern. Weder die Geſchlechter noch die Alten und ſelbſtändig gewordenen Fungen unterſcheiden ſih weſentlih voneinander; wohl aber gibt es dunklere und ſelbſt ſhwarze Tiere. Ein glänzend braunſhwarzer, nur im Sonnenglanze fle>ig erſcheinender Leopard wird in Abeſſinien Geſela genannt und ſeines hochgeſchäßten Felles wegen eiſrig verfolgt.