Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Pardel: Färbung. Größe. Verbreitung. Stimme. 465

beide ebenfalls nebeneinander in der üblichen Weiſe unterſhieden werden. Nur Sterndale nennt dort umgekehrt das ſtärkere Tier Leopard und das ſ{<wächere Panther. Fn ihrem Weſen, ihrer Lebensweiſe ſtimmen alle überein, ſofern abweichende Größe und Stärke es zulaſſen. Jene nehmen vorlieb mit kleinerem Wilde und kleineren Haustieren, während dieſe auh Großwild und Großvieh aller Art ſowie Menſchen überwältigen und als Räuber dem Tiger am nächſten ſtehen, in Fndien ſogar vielfah für gefährlicher gelten. Ähnliche Beobachtungen werden wir auh aus Afrika erhalten, wenn dieſes erſt gründlicher durchforſcht ſein wird; daß auch hier die Größenverhältniſſe und andere äußere Merkmale erhebli<h ſ{<wanken, iſ jezt niht mehr zu bezweifeln. Von zwei weſtafrikaniſchen, ſiherlih niht mehr jungen Leoparden gibt Pehuel-Loe ſche folgende Maße: Körper und Kopf je 121 und 114 em; Schwanz (ohne Haarſpißen) je 59 und 67 cm; das ſtärkſte Tier hatte ſonah den kürzeſten, übrigens vollſtändig geſunden Shwanz. Ein anderes, das leider niht erlegt werden konnte, ſhäßte er nah mehrmaligem Erbli>en und der deutlichen Fährte den * bekannten größten gleih. Man vergleiche damit die Verhältniſſe dreier von Jerdon, Titell und Sterndale in Jndien gemeſſener: Körper und Kopf je 145, 117 und 106 em, Shwanzlänge je 96,5, 86 und 75 cm. Die Geſamtlänge unſeres Räubers beider Weltteile dürfen wir im Durchſchnitte zu 180—240 em feſtſeßen, wovon 60—96 ecm auf den Shwanz kommen, der gewöhnlih 24 oder 25, vielleiht ſogar 22—28 Wirbel beſißt; die Schulterhöhe beträgt etwa 45—62 cm. Das Gewicht der kleineren Tiere der Art in Fndien überſchreitet nah Sanderſon wohl kaum 25 kg.

Der Verbreitungskreis iſt ſehr groß: er umfaßt ganz Afrika und das ganze ſüdliche Aſien. „Der Panther“, ſhreibt A. Walter, „ſcheint ſih dem Tiger gegenüber bezüglich ſeiner Verbreitung als eine dem Weſten entſtammende Form zu ergeben, was vielleicht beſſer als die ſyſtematiſchen Zeihnungsdebatten die Fdentität des afrikaniſhen Leoparden und aſiatiſhen Panthers beweiſen dürfte. Fm Weſten nämlich geht er weiter nah Norden als der Tiger, bleibt umgekehrt im Oſten weit hinter jenem zurü>. Von Perſien, ebenſowohl aber auh vom Hochlande Kleinaſiens und des daranſchließenden Armeniens reicht der Panther bis in den Kaukaſus. Obzwar nunmehr ſchon arg gelichtet, iſt er noh ein ſtändiger Bewohner des ſüdlichen Dagheſtan, von woher z. B. Sakataly als ſtändiger Wohnort zu melden wäre. Am Weſtabfalle des Kaukaſus zum Schwarzen Meere ſoll er noh weiter nördli vordringen (nah einigen Berichten bis Anapa?), doch läßt ſich bis jeßt dort der nördlichſte Verbreitungspunkt noh nicht ſicher angeben. Fn Mittelaſien gebietet der mittlere und untere Oxus, bezüglich ſhon die dieſen begleitende Turkmenenwüſte ſeiner Verbreitung Halt. Jedenfalls kommt er in Turkmenien bloß dem Kopet-dagh und den kurzen Flußläufen zu, über deren Enden die Nordgrenze hier zu ziehen wäre. Während er in ganz Ruſſiſh- Turxrfiſtan, am unteren Dxus und Aral ſowie im weſtlihen Buchara ſicher fehlt, läßt ſih über ſein Vorkommen oder Fehlen im ſüdöſtlihen Zipfel Bucharas nicht ſicher entſcheiden. Die dürftigen Berichte von dorther lauten verwirrend, ſo daß auh der obere Oxus Grenze zu ſein ſcheint.“ Fn Fndien fehlt er nah Blanford im Pandſchab und in Teilen von Sinde, ebenſo fommt er in Hochaſien niht vor.

Unſere Tiere ſind eigentlih ſ{hweigſam zu nennen, denn ihre niht laute Stimme iſ ſelten zu hören. An Gefangenen hat man gewiſſe kläglihe, an Katengeſchrei erinnernde Laute wahrgenommen. Bisweilen laſſen ſie in der Wildnis einen 3—4mal wiederholten rauhen Ruf hören, der ſih na< Pehuel-Loeſche etwa dur ,hura- at‘ wiedergeben läßt, und, wenn erſchre>t, gereizt oder angreifend, ſtoßen ſie faſt den nämlichen heiſeren Schrei huſtenartig ſcharf hervor, wohl auch gemiſcht mit dem unbeſchreiblichen raſſelnden Knurren, welches ein wütender Hund von ſih gibt. Die Fülle ihrer Stimme iſt jedenfalls nicht bedeutender als die eines mittelgroßen Hundes.

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. I. 30