Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Zwergkaße. Serval, 483

Betracht, ob ſie im Alter oder in der Jugend in Gefangenſchaft gerieten, und wie ſie in der Jugend behandelt wurden. Eine Kaße mag wilder oder bösartiger ſein als die andere: unzähmbar aber iſt keine einzige von ihnen. Dies beweiſt au die Zwergkaße. Funghuhn bemerkt zwar ebenfalls daß die von ihm aufgezogenen Jungen wohl miteinander ſpielten wie Hauskaßen, wenn ſie allein und unbemerkt zu ſein glaubten, gegen den Menſchen jedoch ſcheu blieben und ihr wildes Weſen nicht ablegten; Vodinus hingegen beſaß eine ſolche, welche keine8wegs in der geſchilderten Weiſe ſih gebärdete, vielmehr verhältnismäßig zahm und zutraulih war. Schmidt iſt auf die von ihm gepflegten wenigſtens niht {le<t zu ſprehen. „Die Tierchen“, ſagt er, „welhe wir geradeswegs von Java erhielten, klettern behende, gehen ſelbſt auf dünnen Äſten ſehr ſicher, ſpringen auh gut. Dft ziehen ſie ſich mit einem gewandten Sate auf einen an der Wand ihres Käfigs angebraten Baumknorren zurü>, wo ſie dann ſtundenlang zu ſißen pflegen. Sie ſind ruhig, aber weder zahm no<h zutraulich, obwohl ſie mit der Hand ſich berühren laſſen. Eine derartige Liebkoſung ſcheint ihnen jedoh niht eben angenehm zu ſein, weil ſie gewöhnlih ruhig weitergehen. Zuweilen laſſen ſie einen Ton hören, welcher wie ein kurzes rauhes „Mau“ klingt. Sie verbreiten einen ſtarken Biſamgeruh.“ Blanford kannte eine im Käfig gehaltene, die ſehr zahm erſchien, jedenfalls dem Rufe folgte.

Im Käfig geborene Zwergkaßen würden unzweifelhaft no< in weit höherem Grade zahm, die Nahkommen einiger Geſchlechter möglicherweiſe bereits zu halben Hauskaßen werden. Die Stammmutter unſeres Hinz ſteht, wie wix oben geſehen haben, an Wildheit und Bösartigkeit niht hinter der Zwergkaße zurü> und hat uns doch eines der A und vortrefflichſten Haustiere geliefert.

Den Serval tönnte man als Vertreter einer beſonderen Gattung gelten laſſen hat ihn auh zu ſolchem erhoben, ſchließli< jedo<h immer wieder mit den übrigen Katen vereinigt. Geſtalt und Weſen ſtempeln ihn zu einem Verbindungsgliede zwiſchen Kaßen und Luchſen. Er iſt im ganzen ſhmächtig gebaut, aber hoch geſtellt, ſein Kopf länglich, ſeitlich zuſammengedrü>t, wegen der auffallend großen, an der Wurzel breiten, an der Spiße eiförmig zugerundeten Ohren abſonderlih hoch erſheinend, ſein Schwanz mittellang, ſo daß er höchſtens die Ferſe erreicht, das Auge klein, merklih ſchief gerichtet, der Stern länglichrund, die Behaarung ziemlih lang, dicht und rauh.

Der Serval, die Buſchkaßtze der Anſiedler in Südafrika, Tſhui der Suaheli, Barabara der Wanyamueſi (Felis seryval, F. capensis und galeopardus, Serval galeopardus, Chaus servalina), erreicht bei 50 cm Höhe am Widerriſte eine Geſamtlänge von 1,35 m, wovon etwa 30—85 em auf den Shwanz kommen, und iſt auf gelblihfahlgrauem, bald lihterem, bald dunklerem Grunde tüpfelig gefle>t, die Naſenſpiße und der Naſenrücken ſchwarz, der untere Augenrand und ein ſchmaler kurzer Streifen zwiſchen Auge und Naſe hellgelb, ein kurzer ſ<hmaler Längsfle>en vom inneren Augenrande zur Wange weiß, das Dhr an der Wurzel fahlgelb, übrigens, den ebenſo gefärbten Wtittellängsfleden ausgenommen, ſchwarz, das Auge hellgelb. Über jedem Auge beginnt eine aus kleinen runden Fle>en gebildete Reihe, welche über die Stirn verläuft und auf Scheitel und Na>en ſi fortſeßt, verbreitert und in größere, weiter auseinander ſtehende Fle>en auflöſt; dazwiſchen ſchieben ſi< zwei ſhmälere Streifen ein, welche die Mittellinie halten, ebenfalls bald in Fle>en ſich zerteilen und mit den übrigen ſchief über den Rücken laufen. Mit der ſpärlichen Tüpfelung der Wangen beginnen andere Fle>enreihen, welche die Leibesſeiten bede>en und mit den unregelmäßigen längsrunden Fle>en der Schenkel und Beine die Zeichnung, des Leibes herſtellen. Kehle, Gurgel und Oberbruſt ſind bei einzelnen Stücken ungefle>t, bei anderen durch Querbinden gezeihnet; der Shwanz iſt an der Wurzel läng8gefle>t, gegen die Spige hin

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