Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

482 Vierte Ordnung: Naubtiere; erſte Familie: Katen.

anderer ſ<hmälerer unter jedem Auge weißgelb, die Dhren außen braunſhwarz, mit weißem Fle>en gezeihnet, innen weißlih, die rundſternigen Augen endlih braun geſärbt ſind.

Wie die Größe, ſo wechſeln au< Färbung und Zeichnung außerordentlih ab, und da zudem das Verbreitungsgebiet ſehr umfangreich iſt, „gibt es auh“, wie Blyth ſchreibt, „endloſe Spielarten dieſer hübſchen kleinen Kage, und Arten mögen nach Belieben, um nicht zu ſagen zum Überdruſſe, dana aufgeſtellt werden“. So erklären fich die zahlreichen für fie üblichen Benennungen, von denen noh folgende angeführt ſeien: Felis ogilbii, jerdoni, herschelii, wagati, javensis, chinensis, nipalensis, pardochrous, inconspicua und Leopardus ellioti, horsfieldi 2c.

Durch Schhren>s und Raddes Forſchungen ſcheint feſtgeſtellt worden zu ſein, daß der Verbreitungskreis der Zwergkaße viel weiter ſi< ausdehnt, als man bisher angenommen hatte. Man kannte unſer Tier als Bewohner des ſeſtländiſchen Fndien und der Sundainſeln und vermutete, daß es auh in Japan vorkomme; die genannten Forſcher aber glauben, eine im Amurlande gefundene Art ebenfalls als gleichartig mit ihm anſehen und ebenſo die hineſiſche Wildkaße als Zwergkaße beſtimmen zu dürfen. Über das Freileben dieſer iſt bis jeßt noh wenig bekannt. Nach Blanford iſ ſie gemein im Himalaja weſtwärts bis Simla, im unteren Bengalen, Aſſam, Varma, auf der Malayiſchen Halbinſel, in Südchina, auf Sumatra, Java, Borneo und den Philippinen, ſeltener im ſüdlichen Vorderindien. Ferdon und Sterndale weiſen ihr auh Ceylon als Wohngebiet zu, obwohl die beſten Kenner der Juſel ſie niht anführen. H. von Roſenberg erwähnt nux, daß er eine lebendige auf Sumatra erlangt habe. Nah Junghuhn tritt ſie in vielen Waldungen Favas ſehr häufig auf, lebt auf den bemooſten Zweigen der Bäume, 20—30 m über dem Boden, und ſteigt faſt niemals aus dem Laubgewölbe zum Boden hernieder. „Sie übertrifft ‘alle anderen Tiere (?) an Flüchtigkeit im Klettern und Springen, lebt hauptſählih von Vögeln, welche fie in ihren heimatlichen Wäldern im Überfluſſe erhaſcht, und wird von den Favanen beim Fällen der Bäume oft lebendig gefangen.“ Man ſagt, daß ſie zu den wildeſten, blutgierigſten Arten ihres Geſchlechtes zählt. Die Thatſache, daß man eine aus dem Amuxlande ſtammende, als Kueru> angeſprochene Wildkaße in einem Schafſtalle, in welchem ſie bereits ein Lamm erwürgt hatte, überraſchte und erſchlug, ſpricht für jene Angabe. Elliot ſagt ebenfalls, daß ſie außer Hühnern Haſen, ſogar kleinere Hirſche überfallen ſoll, und McMaſter erzählt, daß er eine ein Huhn faſt ſo groß wie ſie ſelbſt glücklich fortſhleppen fah, obwohl ſie mit Geſchrei verfolgt und mit allerlei Gegenſtänden beworfen wurde. Gefangene, welche ih in den Tiergärten von Amſterdam und Rotterdam ſah, und andere, welche ih ſelbſt pflegte, widerſprachen dem niht. J< gab mir die größte Mühe, ſie zu zähmen; doch ſcheiterten meine Verſuche an der tollen Wut dieſer Kate. Blindwütend fauchte und ziſchte ſie, ſobald man ihrem Gefängniſſe ſich nahte. Auch der Wärter, welcher ſeine Tiere ſehr gut behandelte, hatte ſich nicht mit ihr befreunden können. Er mußte ſih bei dem Füttern ſehr ſorgfältig in acht nehmen; denn der Kueru> hieb nah der Hand, anſtatt nah dem Fleiſhe. Sobald man ihn ſtörte, pflegte er ſih mit gekrümmtem Kaßenbu>el in eine E>e zurückzuziehen, ſträubte den Balg und knurrte und tobte mit wütenden Bli>ken, bis man ihn wieder verließ. Sein Lieblingsaufenthalt war ein ſtarker Baumaſt in ſeinem Käfig. Auf ihm verweilte er, in ſehr zuſammengekauerter Stellung ſißend, oft ſtundenlang, ohne ſic zu rühren. Seine Bosheit machte ihn jedermann verhaßt, und ſein Tod, welcher nah einem jähen Witterungswechſel erfolgte, verurſachte uns wenig Bedauern; denn wir hatten ſhließlih allen Hoffnungen, das wütende Tier zu zähmen, vollſtändig entſagt.

Es würde unrichtig ſein, vorſtehend gegebenen und von den meiſten Forſchern beſtätigten Beobachtungen mehr als beziehentlihen Wert zuzuſprehen. Bei allen klugen Tieren, welche in unſere Käfige gelangen, kommt bei Beurteilung ihres Betragens weſentli<h in