Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Puma: Verbreitung. Aufenthalt. Baumjagd. Beutetiere. 487

Menſchen verfolgt wird, ſogleich dem Walde zu. Allein er lebt auh beſtändig in den Pampas von Buenos Aires, wo es gar keine Wälder gibt, und verſtett ſi dort ſehr geſchi>t zwiſchen den Gräſern. Die Uſer der Ströme und Flüſſe ſowie Gegenden, welche öfters überſhwemmt werden, ſcheint der Kuguar nict zu lieben. Wie viele ſeiner Familienverwandten hat er weder ein Lager noh einen beſtimmten Aufenthalt. Den Tag bringt er ſchlafend auf Bäumen, im Gebüſche oder im hohen Graſe zu ; des Abends und des Nachts geht er auf Raub aus. Bei ſeinen Streifereien legt er oft in einer einzigen Nacht mehrere Stunden zurü>, ſo daß ihn die Jäger nicht immer nahe der Stelle antreffen, wo er Beute gemacht hat.

Alle Bewegungen des Puma ſind leicht und kräftig: er ſoll Sprünge von 6 m und darüber ausführen können. Das Auge iſt groß und ruhig, und dex Blik hat keinen Ausdru> von Wildheit. Jn der Naht und bei der Dämmerung ſieht er beſſer als bei hellem Tage; doch ſcheint ihn das Sonnenlicht niht eben ſehr zu blenden. Sein Geruch iſt ſ{<hwa<h, ſein Gehör dagegen äußerſt harf. Nur in der höchſten Not zeigt er Mut; ſonſt entflieht er ſtets vor den Menſchen und vor Hunden. Fn Surinam wird er jedo<h na< Kap plex mehx gefürchtet als der Faguar. Bei Nahrungsmangel ſoll ex, laut Henſel, zuweilen wirklich einen Menſchen anfallen; jedenfalls aber muß er dann unter einem Notſtande gelitten haben, welcher ihn halb in Verzweiflung gebraht hat: in der Negel vergreift er ſih nur an ſchwachem Wilde.

Alle kleineren, ſhwachen Säugetiere dienen ihm zur Nahrung: Koatis, Agutis und Pakas, Rehe, Schafe, junge Kälber und Füllen, wenn die leßteren von ihrer Mutter getrennt ſind. Selbſt die behenden Affen und der leichtſüßige Nandu ſind vor ſeinen Angriffen nicht ſiher; denn er beherrſcht die Höhe wie den Boden. NRengg er beobachtete ihn einmal auf der Afffenjagd. Der flötende Nuf einiger Kapuzineraſfen machte den Forſcher aufmerkſam, und er ergriff ſein Gewehr, um einen oder mehrere zu erlegen. Plößlich aber erhob die ganze Afffengeſellſchaft ein krähzendes Geſchrei und floh auf ihn zu. Mit der ihnen eigenen Behendigkeit ſhwangen ſi die Tiere von Aſt zu Aſt, von Baum zu Baum; aber ſie drückten durch ihre kläglichen Töne und mehr noh dadurch, daß ſie unaufhörlih ihren Kot fallen ließen, großes Entſeßen aus. Ein Kuguar verfolgte ſie und ſebte in Sprüngen von Baum zu Baum ihnen gierig nah. Mit unglaublicher Gewandtheit ſ{hlüpfte er dur< die von Schlingpflanzen umwundenen und verwi>elten Äſte, wagte ſih auf denſelben hinaus, bis ſie ſi niederbogen, und nahm dann einen ſicheren Sprung auf ein Aſtende des nächſten Baumes.

Wenn der Kuguar eine Beute ergriffen hat, reißt er ihr ſofort den Hals auf und le>t, ehe er von derſelben zu freſſen anfängt, zuerſt das Blut. Kleine Tiere zehrt er ganz auf, von größeren frißt er einen Teil, gewöhnlih den vorderen, und bede>t das übrige, wie Azara beobachtete, mit Stroh oder Sand. Geſättigt zieht er ſih nach einem Schlupfwinkel zurü> und überläßt ſih dem Schlafe; ſelten aber bleibt ex in der Nähe ſeiner Beute, ſondern entfernt ſih oft eine halbe Meile und noh weiter davon. Jn der folgenden Nacht kehrt er, falls ihm fein neuer Raub aufſtößt, zu dem Reſte ſeines geſtrigen Mahles zurüd; findet er aber Beute, ſo läßt er das Aas liegen. Oft begnügt er ſich nicht damit, ein einziges Tier zu erlegen; ſo wird er zu einem ſehr ſchädlichen Feinde der Herdenbeſißer. Nie: mals ſ<leppt er eine gemachte Beute weit von dem Orte weg, an welchem er ſie tötete. Größere Tiere als Schafe greift er ſelten an: Pferde, Mauleſel, Stiere und Kühe ſind vor ihm ſicher, ebenſo auh die Hunde, obgleich er oft dicht an die Wohnungen heranſtreiht. Nux ungern bleibt er lange in demſelben Gebiete. Gewöhnlih ſ{hweift er ruhelos umher. Doch ſhwinumt ex nur im Notfalle über Flüſſe, obwohl er im Waſſer ſih ſehr gut zu benehmen weiß.

Die Fortpflanzungsgeſchichte des Puma war bis in die neuere Zeit noh ſo gut wie unbekannt. Durch die in Amerika wirkenden Forſcher hatten wir erfahren, daß die ſonſt