Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

488 Vierte Ordnung: Naubtiere; euſte Familie: Kagen.

einſam, d. h. jedes für ſich, lebenden Geſchlechter gegen die Brunſtzeit hin, in Südamerika im März, ſich vereinigen, das Weibchen nah ungefähr 3 Monate langer Tragzeit zwei, höchſtens drei blindgeborene, gefle>te Junge wirft, ſie im hohen Graſe verſte>t, gegen Menſchen und Hunde nicht verteidigt, ungeſtört dagegen die Kleinen bald mit auf die zFagd nimmt und nach verhältnismäßig kurzer Zeit ſich ſelbſt überläßt. Hierauf beſchränkte ſih unſere Kenntnis. An gefangenen, welche ih pflegte, beobachtete ih mehr. Die Brunſtzeit tritt wie bei den meiſten großen Kaßen, welche jahraus jahrein eine geordnete Pflege genießen, ziemlich regelmäßig und zwar zweimal im Laufe des Jahres ein, einmal im Winter, einmal im Sommer. Ein Pärchen, welches bis dahin in gutem Einvernehmen lebte, wird dann zärtlich. Das Weibchen nähert ſih dem Männchen, le>t es und ſ{hmeichelt ihm, bis dieſes in gleicher Weiſe erwidert. Sobald dies geſchieht, legt es ſih zu Boden und gibt ſi, knurrend zwar, aber doh ohne Abwehr, dem Männchen hin. Leßtteres übertritt es der ganzen Länge des Leibes nah und hält ſich feſt, indem es die Haut des Oberhalſes und Na>ens mit dem Gebiſſe erfaßt. Das Weibchen ſcheint hiervon niht eben angenehm berührt zu werden, weil es nicht ſelten Verſuche macht, ſih zu befreien, wie es überhaupt zur Unzeit weil na<hträglich, ſpröde zu thun pflegt. Das Ende der Begattung iſ jedesmal dasſelbe: Zähnefletſhen, Fauchen, ingrimmiges Knurren und Austeilen ſehr ernſt gemeinter Taßtenſchläge auf beiden Seiten. Unmittelbar darauf gibt das Weibchen wiederum freundſchaftlicheren Gefühlen Naum und beginnt wie vorher mit dem Männchen zu koſen. Während der Höhezeit der Brunſt erfolgt durc<hſchnittli< alle 5 Minuten eine Begattung.

Nach 96tägiger Tragzeit kommen die Fungen zur Welt — wirklich reizende, von den Eltern hinſichtlich der Tracht durchaus verſchiedene Tierchen. Sie haben ungefähr die Größe 6 Wochen alter Hausfaßen: ihre Geſamtlänge beträgt 25—30, die Leibeslänge, von der Schnauzen- bis zur Schwanzſpiße, 15—18 cm. Die Grundfärbung des feinen Pelzes iſt ein lichtes Fahlgraubraun, welches auf dem Rücken am dunkelſten erſcheint, auf der Unterſeite in Lichtfahlgrau übergeht und auf der ganzen Außenſeite dur< ſ{<warze rundliche Längs8- und Querfle>en gezeichnet wird. Auf der vorn weißen Oberlippe, am Naſenloche beginnend und bis zum hinteren Mundwinkel reichend, verläuft ein \<hwarzes, auf der Wange, vom hinteren Augenwinkel bis zum Ohre, ein zweites, innen weißes, außen \<warzes, licht geſäumtes Band, über den Hinterkopf endlih von einem Ohre zum anderen eine wenig deutliche Querbinde, welche drei über die Stirn ſich ziehende Fle>enreihen nach hinten abſchließt. Unter jedem Auge ſtehen zwei {warze Rund-, auf der Vorderſchultergegend ſhwarze Quer-, auf dem Hinterleibe ebenſo gefärbte Längsfle>en, welche auf dem Rückgrate zu einer kaum unterbrochenen Längslinie zuſammenlaufen. Der Schwanz iſt abwechſelnd braun und \{<hwarz geringelt, die Kehle ſieht grauſhwarz aus; die Junenſeite der Beine zeigt lihtgraue Flecken und Streifen.

Pumaweibchen, welche bereits mehr als einmal geboren haben, ſind ebenſo zärtliche Mütter wie andere Kaßen, während ſie die Jungen des erſten Wurfes manchmal totbeißen und ſelbſt auffreſſen. Lebteres geſchieht bekanntlich bei ſehr vielen Raubtieren, welche über ihre Mutterpflichten noh nicht klar geworden und erſt dur< Erfahrung lernen müſſen, um was es ſich den plößlih erſchienenen kleinen, unbehilflihen, aber do krabbelnden Weſen gegenüber handelt. Wiſſen ſie erſt einmal, daß leßtere „Fleiſch von ihrem Fleiſche und Bein von ihrem Beine“ ſind, ſo geſtaltet ſih ihr Betragen anders, und große und bewußte Zärtlichkeit tritt an die Stelle früherer Gleichgültigkeit, um niht zu ſagen Feindſchaft und Mordluſt. Die von mir beobachtete Pumamutter zog ſich bereits einige Tage vor ihrer zweiten Niederkunft in eine ihr bereitete Wochenſtube zurü>, zeigte ſih in der erſten Zeit nach der Geburt der Jungen nux auf Augenbli>e, um ihre Nahrung zu nehmen oder ſih zu entleeren, und verweilte die übrige Zeit bei ihren Kindern, bele>te und reinigte dieſe, ſpann