Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Puma: Fortpflanzung. Muttertnebe. Fuvchtſamkeit. Jagd. 489

ſie nah Kaßenart in den Schlaf und begrüßte ſie von Zeit zu Zeit mit Lauten der Mutterliebe, welhe denen unſerer Hauskaße ähneln, nur etwas kräftiger ſind und ungefähr wie „Mierr“ klingen. Die Behandlung, welche ſie ihren Kindern angedeihen ließ, war Üüberhaupt die bei Hausfkaßenmüttern üblihe. Das Junge wurde wie ein Stück Fleiſh hin- und hergeſchleppt, mit der einen Pranke wie ein Spielball auf- und niedergerollt, im nächſten Augenbli>e aber wieder höchſt zärtlich bele>t und mit Schmeichellauten begrüßt, bei Kühle unter den zuſammengelegten Beinen verborgen, gewärmt und behütet, dann wiederum anſcheinend kaum beachtet. Doch duldete ſie niht, daß irgend jemand mit den Kleinen ſich beſchäftigte, mochte es niht einmal leiden, wenn man leßtere beobachtete, und ſuchte dies dadur zu verhindern, daß ſie ſih zwiſhen die Jungen und die Beſchauer ſtellte oder legte. Und do< war ihr Betragen gegen den geliebten Gemahl und ihre Bekannten kaum ein anderes geworden: erſterem antwortete ſie ſtets, gegen lebtere bekundete ſie dieſelbe Anhänglichkeit wie früher, ließ ſi< auh noch berühren und ſtreicheln und legte nur dann ein gewiſſes Unbehagen an den Tag, wenn man ſi, mehr als ihr genehm, mit ihren Kindern beſchäftigen wollte. Die Jungen öffnen am neunten oder zehnten Tage die Augen, beginnen bald darauf ſich lebhafter zu bewegen, zeigen ſih anfänglih höchſt ungeſchi>t, wanken und tappeln beim Gehen, fallen oft über den Haufen und kriechen ſchwerfällig an der Alten herum. Dies aber ändert ſih ſehr bald. Schon nach Verlauf von 5 oder 6 Wochen ſpielen ſie nah Art kleiner Käßchen unter ſih und mit der gefälligen Alten, mindeſtens mit deren Shwanze. Von der zehnten oder zwölften Woche an verblaßt die Fle>enzeihnung, und mit der erſten Härung im Herbſte geht das Kleid in jenes ihrer Eltern über. Damit ſind ſie ſelbſtändig und mehr oder weniger tüchtige Räuber geworden.

Wegen der blutdürſtigen Grauſamkeit und der damit im Zuſammenhange ſtehenden, ganz unverhältnismäßigen Schädlichkeit des Kuguars wendet man alle Mittel an, um ſeiner ſobald wie möglih los zu werden. Seine Jagd iſt kaum gefährlich zu nennen; denn falls man vorſichtig iſt, hat man ſelbſt von einem verwundeten Puma, welcher von Schmerz gepeinigt auf ſeinen Angreifer losgeht, niht viel zu fürchten. Fm nördlichen Teile des Staates New York, in den Adironda>-Bergen, ſchoß Pehuel-Loeſche einen ſtarken Puma, der neben ihm dur das Buſchwerk ſchlüpfte, mit grobem Schrote. Gewöhnlich ſucht der feige Geſelle, wenn er einen Menſchen erbli>t, ſein Heil in der Flucht und entſhwindet, weil er ſih trefflich zu verſte>en weiß, faſt immer bald dem Auge. Jm Walde iſt er ſchwer zu erreichen, weil er, ſobald er von Hunden aufgeſcheuht wird, auf Bäume klettert und in dem Gezweige ſeinen Weg weiter verfolgt. Die Gauchos, jene tolldreiſten Reiter der Steppen oder Pampas von La Plata, finden ein beſonderes Vergnügen in der Jagd des Puma, hegen ihn auf offenèm Felde mit großen Hunden oder ſchleudern ihm, indem ſie ihm auf ihren flüchtigen Pferden nachſeßen, die niemals fehlende Wurfſchlinge um den Hals, bringen ihr Pferd in Galopp und ſchleifen ihn hinter ſih her, bis er erwürgt iſt. Fn Nordamerika wird er gewöhnlih dur die Hunde auf einen Baum gejagt und von dort herabgeſchoſſen. Auch fängt man ihn in Schlagfallen.

Unter vielen Fagdgeſchihten, wel<he man erzählt, ſcheint mir folgende das Weſen des Tieres gut zu bezeihnen. Ein engliſcher Reiſender, welcher in den Pampas wilden Enten nachjagte, froh auf dem Boden mit ſeiner leihten Vogelflinte an die Vögel heran. Er hatte Kopf und Körper in das gewöhnliche Volkskleid, den Poncho, eingehüllt, um nicht auf: zufallen. Plöblih vernahm er ein turzes, heiſeres Gebrüll und fühlte beinahe gleichzeitig ſih berührt. Schnell die De>e von ſih abſchüttelnd, ſah er zu ſeiner nicht geringen Überraſhung einen Kuguar auf Armeslänge vor ſich. Dieſer aber war auh niht wenig erſtaunt, blidte den Jäger verwundert einige Augenbli>e an, wih langſam auf 10 Schritt zurück, blieb no<hmals ſtehen und nahm endlih mit gewaltigen Sprüngen Reißaus.